Rezension

Ein spannendes und etwas anderes Buch!

Am Anfang war das Ende - Stefan Casta

Am Anfang war das Ende
von Stefan Casta

Bewertet mit 3 Sternen

Eye-Candy: 
Ein wunderschönes, minimalistisches und kraftvolles Cover, das auf Effekt zielt und es auch schafft. Die Farben sind zurückhaltend und lediglich auf Blau, Weiß und Schwarz reduziert. Was könnte besser zu diesem Buch passen, als ein solches Cover?

Inhalt: 
Die einsetztenden Regenfälle werden immer stärker und führen zu Überflutungen, die immer mehr ausufern und ganze Landstriche verschlingen. Judith und ihre Frende, die sich auf dem Dach ihrer Schule treffen, werden von den Fluten mitgerissen. Tagelang treiben sie im schier endlosen Meer, bis sie endlich ein Stück Land erreichen. Doch die unbekannte Umgebung birgt mehr Gefahren, als sie sich je erträumen könnten …

Meine Meinung:
Skandinavische Autoren haben eine ganz andere und besondere Art des Erzählens. Das, was alle gemeinsam haben, ist dieses Gefühl, dass das Geschriebene echt wirkt. Während des Lesens, denkt man sich die ganze Zeit über Ja, genau so muss es gewesen sein. Das liegt zum einen an der nüchternen Schreibweise, die sich an manchen Stellen wie ein Bericht lesen lässt. Obwohl die Schreibweise angenehm ist, werden viele Fragen aufgeworfen, die einem den Kopf zermatern. Manche fragen sind so abstrakt und philosophisch angehaucht, dass man einen Moment der Ruhe braucht um sich selber darüber Gedanken zu machen. Viele dieser Fragen werden nicht beantwortet, was ich billige, da der Autor dem Leser erlaubt, eigene Gedanken und Meinungen zu entwickeln und ihn nicht bevormundet.

Die Spannung in diesem Roman ist anders. Es ist zwar da, aber auf eine abstrakte Weise. Vieles wird einem nicht sofort, sondern erst rückblickend klar.
Die Handlung ist anfangs sehr ruhig, jedoch spürt man, dass im Hintergrund irgendetwas Schlimmes vor sich hinbrodelt. Daher kommt es einem so vor, als würde man ständig auf den großen Knall warten, der dann auch folgt. Leider ist es mir hier fast schon zu spät gewesen, da die Charaktere an sich die Handlung nicht alleine tragen konnten.

Ganz besonders Judith, die Protagonistin und Ich-Erzählerin, war mir zum Teil sehr unsympathisch. Ihre Erklärungen, Beobachtungen und Handlungen konnte ich nicht immer nachvollziehen. Einige ihrer Metaphern lesen sich aufgesetzt und ihr Humor war ebenfalls nicht mit meinem kompatibel. Im späteren Verlauf der Geschichte macht Judith eine Wandlung durch. Ab da zeichnet sie sich unter anderem durch ihre Führungsqualitäten aus und wirkt reifer. Ab hier war es auch angenehmer sie zu begleiten.

Die anderen Charaktere werden bewusst flach gehalten, so kam es mir jedenfalls vor. Als Leser erfährt man nicht viel über die anderen und kann daher auch nicht mit ihnen mitfiebern oder sich für sie interessieren. Einige Handlungen der Charaktere sind mir auch rückblickend schleierhaft …

Der Einstieg in die Geschichte wird durch die merkwürdigen Charakternamen nur noch mehr erschwert. David Beckham (Judiths Freund, der überhaupt nicht wie der echte David Beckham aussieht) und Red Bull (ein Lehrer) sind nur einige Beispiele. Ich mag zwar abgefahrene Namen, die sich aus der Masse herausheben, aber diese in diesem Buch haben für mich nicht zum Ganzen gepasst. Bis ich mich an die Namen gewöhnen konnte, hat es eine Weile gedauert.

Nach dem richtigen Start, überrascht der Autor mit vielfältigen Ideen und einer Weltuntergangsstimmung, die sehr überzeugend wirkt. Auch hier wird es ab und zu etwas abstrakt, sodass man denkt: Was passiert hier gerade? Habe ich etwas überlesen? und leider fliegt man dann aus dem hart erarbeiteten Lesefluss …

Als es dann endlich anfing, der Regen startete und die Welt den Bach runterging, ab da hatte mich das Buch. Ich war im Lesefluss und bin mit Judith und ihren Freunden im Meer dahingetrieben und wollte endlich die Lösung des Buches haben. Ob man eine wirkliche Lösung bekommt, das ist wohl Ansichtssache. Für mich war das Ende nicht befriedigend genug, aber da ich gehört habe, dass ein zweiter Teil folgen wird, lasse ich es mal durchgehen.

In der Kürze liegt die Würze: 
Ein Tick surreal; etwas philosphisch mit einer Tendenz zum Abstrakten; Spannung anderer Art; Charaktere, die nicht ausreichend skizziert werden

Bewertung:  
Mir hat zwar die Ezählweise an sich gefallen, aber die Umsetzung war zum Teil sehr verwirrend. Es gefällt mir, dass der Autor vom Schema abweicht und sich traut vom Leser mehr zu erwarten, jedoch wird dieser Akpekt bei den meisten Lesern wohl eher keinen Anklang finden. Ein Buch, das einen zwiespältig zurücklässt, daher ♥♥♥ Herzchen.