Rezension

Gibt es Sicherheit?

Dinge, die vom Himmel fallen
von Selja Ahava

Wie einen der Flickenteppiche, die ihre Tante Annu webt, setzt sich die achtjährige Saara die Erinnerung an ihre Mutter zusammen, sorgfältig, Stück für Stück. Aus farbigen Details wird ein Bild, welches das Mädchen niemals vergessen will; denn ihr glückliches Familienleben zu dritt hat abrupt ein Ende genommen, als ihre Mutter Hannele von einem (wortwörtlich aus heiterem Himmel) herabstürzenden Eisbrocken ums Leben kam. Seit diesem ebenso bizarren wie schrecklichen Unglück, das zufällig Hannele traf, lebt Saara mit ihrem Vater bei Tante Annu, wo jeder auf seine Weise versucht, mit dem Verlust fertig zu werden. Auch Annu selbst hat Unglaubliches zu verarbeiten und ist auf der Suche nach Schicksalsgefährten in der ganzen Welt. Zufall? Schicksal? 

In ihrem schönen, fast poetischen Stil erzählt Ahava mit großem Einfühlungsvermögen hauptsächlich aus der Sicht des Mädchens Saara die Ereignisse. Sehr bildhaft schildert die Autorin, wie Saara und die Erwachsenen über einen Verlauf von drei Jahren mit dem Verlust der Mutter und des harmonischen Familienlebens umgehen. Das Kind greift dabei häufig Bilder aus bekannten Märchen auf, die für sie Gedanken oder Geschehnisse symbolisieren. Aber Tante Annu, die auf ihre Weise ihr Geschick zu begreifen sucht, kommt ebenfalls zu Wort und auch Krista, die spätere Partnerin Pekkas. Auch ihr Schicksal entspricht nicht dem, was landläufig unter „Normalität“ verstanden wird. Ist es Zufall oder Schicksal, was den Protagonisten widerfährt?

„Und so wie der Himmel und das Meer nicht zuverlässig sind, so ist es auch die Erde nicht…“

So drückt Annu ihre Erkenntnis aus.

Auch, wenn wir überzeugt sind, unser Leben fest im Griff zu haben: wer kann schon sicher sein, dass er nicht von einem unerwarteten Ereignis, und sei es noch so unwahrscheinlich, aus der Bahn geworfen wird? Es gibt keine Garantien. Sämtliche Planungen und Versicherungen für unser Leben   -  wie sinnvoll sind sie eigentlich? Diese Fragen werden den Leser sicherlich auch nach Beendigung des Romans noch weiter beschäftigen.