Rezension

Greueltaten im 14. Jahrhundert

Die letzte Jüdin von Würzburg - Roman Rausch

Die letzte Jüdin von Würzburg
von Roman Rausch

Bewertet mit 4 Sternen

Jaelle wächst in Straßburg behütet und umsorgt in der jüdischen Gemeinde auf. Von einem Tag auf den anderen muss sie um ihr Leben fürchten und flieht als Mann verkleidet nach Würzburg. Ausgerechnet in der Kanzlei des Bischofs findet die siebzehnjährige eine Anstellung als Schreiber. Von Jaelles (jetzt Johan) Fertigkeiten beeindruckt, wird sie als Spion in der jüdischen Gemeinde eingesetzt. Die Ruhe währt nicht lang und auch in Würzburg werden die Rufe der Bevölkerung nach Judenverbannung laut.

Roman Rausch hat mit diesem historischen Roman, der im 14. Jahrhundert spielt, einen detaillierten und lebendigen Blick in die Vergangenheit geworfen. Der flüssige Schreibstil und die spannungsgeladene Handlung rund um das Schicksal der Würburger Juden lassen den Leser nur so über die Seiten fliegen.

Vorrang vor den Protagonisten hat die geschichtliche Handlung in diesem Roman. Es geht um reale schreckliche Greueltaten, die an den Juden begangen worden sind. Dabei wird die Beeinflussung der Bevölkerung durch die Obrigkeit sehr bildlich dargestellt. Detaillierte, kurz eingeschobene Artikel belegen die historischen Fakten und vertiefen das Bild der Handlung.

Die Hauptperson Jaelle wird in den Wirren der Zeit zu einem Spielball zweier kirchlicher Kontrahenten. Auf der einen Seite der Bischof und seine Untergebenen, deren Lebenswandel sie zu ständig neuen Krediten zwingt und auf der anderen Seite die Juden, die zwar reich an Geldmitteln aber arm an Freiheit sind.

Mir haben die historischen Fakten des Romans sehr gut gefallen. Ich hätte mir aber mehr emotionale Tiefe bei den Protagonisten gewünscht.

Eine Leseempfehlung für alle Historien-Fans.