Rezension

Würzburg im 14. Jahrhundert

Die letzte Jüdin von Würzburg - Roman Rausch

Die letzte Jüdin von Würzburg
von Roman Rausch

Bewertet mit 5 Sternen

Als in Straßburg 1349 die grausame Judenverfolgung beginnt, kann die junge Jaelle sich gerade noch so retten und nach Würzburg fliehen – so wie ihr Vater es ihr in seinen letzten Atemzügen eingeschärft hat, denn dort hat sie noch Familie, die ihr helfen kann.
Ihre Reise beginnt mit einer Verwandlung: Aus Jaelle wird Johann, was ihr später noch sehr helfen wird.
In Würzburg angekommen, findet sie schnell Unterstützung bei Rabbi Moshe, der ihr helfen möchte, ihre Verwandtschaft zu finden. 
Als sie dann auch noch den Berater des Bischofs, Michael de Leone kennenlernt, stellt dieser sie als Schreiber ein – ein Umstand, der Rabbi Moshe gefällt, da sie so die Möglichkeit hat, de Leone auszuspionieren. Doch auch Michael möchte sie als Bindeglied zu den Juden nutzen, so dass sie sich fortan in der Rolle einer Doppelspionin befindet.
So kommt sie nach und nach den Geheimnissen auf die Spur, die den mächtigen Löwen umgeben…

Roman Rausch entführt seine Leser ins Würzburg des 14. Jahrhunderts, wo er in grausamen Details schonungslos in die Historie eintaucht und die Geschichte ohne Beschönigungen wiedergibt. 
Schnell taucht man in die Ereignisse ein, findet sich an den Örtlichkeiten wieder – auch wenn diese sich natürlich im Laufe der Zeit bedeutend verändert haben – und erfährt „nebenbei“ Spannendes zur mittelalterlichen Geschichte einer wundervollen Stadt. 
Der Autor stützt sich hierbei auf recherchierte Fakten, die Lücken des Bekannten weiß er optimal auszufüllen, um den Lese- und Informationsfluss nicht ins Stocken geraten zu lassen. Er findet eine für mich perfekte Balance zwischen Tatsachen und Gefühl. Denn auch wenn es sich hier nicht um eine historisch verpackte Liebesgeschichte handelt, kommen die Emotionen meines Erachtens nicht zu kurz. 
Die junge Protagonistin war mir direkt zu Beginn schon sehr sympathisch mit ihrer mutigen Art, so dass ich nicht umhin kam, voll und ganz mitzufiebern, wie es mit ihr und ihren Lieben weitergeht – auch wenn hierzu der Titel natürlich Einiges dazu preisgibt.

Zwischen manche der Kapitel hat Rausch kleine Minikapitelchen eingefügt, in welche er Hintergrundinformationen liefert, die selbst mir als ehemaliger Würzburgerin nicht alle bekannt waren, so dass ich diese besonders interessant finde. Den Lesefluss stören sie nach meinem Empfinden überhaupt nicht, da sie sehr knapp gehalten sind und dennoch viele Infos bereithalten, die helfen, die Geschichte und Handlungsweisen der Protagonisten im Ganzen besser zu verstehen oder nachzuvollziehen.

Der Schreibstil Rauschs, den ich bisher als Krimiautoren kennengelernt hatte, hat mir auch hier sehr gut gefallen – flüssig, leicht verständlich, aber doch mit Niveau.
Der Spannungsbogen ist gut konstruiert, trotz der vorhersehbaren Ereignisse hat man kaum die Gelegenheit, das Buch aus der Hand zu legen!

Ich selbst bin eher Krimifan als einer von historischen Romanen, aber dieser hat mich zu 100% überzeugt und wird sicherlich nicht der letzte aus der Feder Roman Rauschs sein!

Ein Dankeschön für ein wirklich gelungenes Buch!
Die fünf Sterne sind hier einfach nur verdient :-)