Rezension

Großartiger Auftakt

Promise - Maya Shepherd

Promise
von Maya Shepherd

Bewertet mit 5 Sternen

~~Vielen Dank an Maya Shepherd, dass du mir dein Buch im Rahmen deiner Leserunde zur Verfügung gestellt hast!

 Die Welt wurde von einer Seuche heimgesucht, die mehr als die Hälfte der Menschheit dahingerafft hat. Strom- und Wasserversorgung ist vollständig zusammengebrochen. Ein Überleben ist nur unter sehr schweren Bedingungen möglich. Banden und Sekten machen sich breit, plündern und terrorisieren alle, die sich ihnen nicht anschließen. Nea ist eine Einzelkämpferin. Sie beschließt, die neu errichtete Stadt Promise aufzusuchen, die als einzige wieder über eine Stromversorgung verfügt. Doch ihr Weg birgt viele Gefahren und sie muss entscheiden, ob sie diesen alleine gehen oder sich doch lieber anderen Menschen anvertrauen will. Und dann lastet noch eine schwere Schuld auf ihr.

 Mit Promise hat Maya Shepherd eine weitere Dystopie geschrieben, die sich definitiv nicht zu verstecken braucht. Die Autorin schafft es, ein weiteres Horrorszenario eines Weltuntergangs zu inszenieren. Schon der Prolog verspricht einiges an Lesevergnügen.

 Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen. Klare Sätze, klare Aussagen, da fliegen die Augen nur so über die Zeilen. Die Geschichte ist sehr ungewöhnlich aufgebaut: Während der Prolog in Ich-Form geschrieben ist, wird die weitere Geschichte im auktorialen Erzählstil weitergeführt. Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich regelmäßig ab; auch die Zeitformen wechseln sich entsprechend ab.

 Die Figuren und die Orte des Geschehens sind detailliert beschrieben. Der Leser erfahrt nach und nach, wie die Charaktere aussehen, welche Eigenschaften sie haben und wie sie sich entwickeln. Insgesamt liegt der Fokus stets auf Nea, der Protagonistin. Der Leser erfährt also immer nur soviel, wie Nea auch tatsächlich wahrnimmt. Sie selbst lernt der Leser am ehesten durch die Rückblicke in ihre Vergangenheit kennen. Eine Kluft tut sich hier auf und ich musste ganz schnell feststellen, dass es schier unmöglich ist, Nea wirklich kennenzulernen. Sie sorgt für sehr viele überraschende Wendungen in der Geschichte und der Leser kann sich nie sicher sein, dass sie tut, was er gerade von ihr erwartet. Ihre Entwicklung gestaltet sich nicht konsequent linear; das macht die Geschichte bis zum Schluss sehr spannend. Die anderen Charaktere könnten neben Nea ein bisschen starr wirken, aber sie sind es nicht. Der Autorin ist es auf ein Neues gelungen, die vielen Facetten der Menschen herauszuarbeiten; niemand hat nur eine gute oder eine schlechte Seite. Alle Figuren haben ihre Ecken und Kanten, sind mal mehr, mal weniger nervtötend oder egoistisch, aber auch einfühlsam, einsam oder mitfühlend.

 Anfangs gleitet die Geschichte seicht dahin und nimmt im Laufe der Zeit immer mehr Fahrt auf, wie ein Bach, der zu einem reißenden Fluss wird. Dem Leser gelingt der Einstieg in das Buch daher leicht; er kann sich sehr gut in die Geschichte einfühlen und in Neas Welt abtauchen. Zum Schluss scheinen sich die Ereignisse regelrecht zu überstürzen. Dabei hatte ich jedoch nie den Eindruck, dass auf die Schnelle noch ein paar Spannungsspitzen eingebaut wurden. Ganz im Gegenteil, das Ende des Buches ist nicht das Ende der Geschichte und somit steckt der Leser eigentlich erst mitten im Geschehen drin. Ich warte nun also sehnsüchtig und ungeduldig auf den zweiten Teil.

 Wer Dystopien liebt, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. Wer Dystopien noch nicht kennt, erst recht nicht. Einen besseren Einstieg in dieses Genre gibt es fast gar nicht. Ich vergebe daher 5/5 Sternchen.