Rezension

Großzerlitzscher Theatersommer

Romeo und Romy - Andreas Izquierdo

Romeo und Romy
von Andreas Izquierdo

Bewertet mit 4 Sternen

~~Romy ist Schauspielerin mit Leib und Seele, leider hat es bei Vorsprechen noch nicht so recht geklappt und so hat sie zwar ein Theaterengagement, aber bislang  im Souffleurkasten. Da ist sie die gute Seele des Theaters, bis zu dem Augenblick als sie durch ein Missgeschick mitten in einer Aufführung vom Tod ihrer Oma erfährt und fast die Vorstellung zum Platzen bringt. Das kostet sie ihren Job und wenig später hat auch der Romeodarsteller Ben keinen Vertrag mehr.
Romy fährt nach Großzerlitsch, ein Kaff, dass aus der Zeit gefallen scheint und in dem fast nur noch Alte leben, die auf den Tod warten und da überkommt sie die Erleuchtung: aus der alten Scheune von Oma Lenas Anwesen wird ein Elisabethanisches Theater und dort wird sie endlich die Julia sein! Auch wenn die Schwierigkeiten turmhoch scheinen, es fehlt an allem nur nicht an Romys Optimismus mit dem sie ein schlafendes, ja fast sterbendes Dorf aufrüttelt.
Dieser Roman ist selbst ein Theaterstück, es ist alles da, was man für 3 Akte braucht: enttäuschte Liebe, Intrigen, Betrug, Tod und Verrat, Leidenschaft und Liebesglück und natürlich auch mindestens einen Romeo und seine Julia.
Und genau wie in einem Theaterstück kann sich der Leser verzaubern lassen, er will gar nicht hinter die Kulissen schauen und die Geschichte nach Realität und Glaubwürdigkeit abklopfen. Der Roman balanciert auf dem schmalen Grat zwischen Unterhaltung und Kitsch und stürzt nie ab. Es ist die große Portion Humor und Lebensweisheit, die Izquierdo besonders den Alten im Dorf in den Mund legt und die aufs Beste unterhalten.Und wenn man nun denkt, man weiß wie es ausgeht, gibt es noch eine Wendung, die überrascht und der Geschichte auch einen nachdenklichen und tiefsinnigen Dreh gibt. Genau wie im Theater eben wo Tragödie und Komödie sehr dicht beieinander liegen.
Ich habe mich für einige Stunden aufs Beste unterhalten und amüsiert.