Rezension

Shakespeare in Sachsen

Romeo und Romy - Andreas Izquierdo

Romeo und Romy
von Andreas Izquierdo

Bewertet mit 5 Sternen

Romy hat einen Traum, sie möchte Schauspielerin werden, doch bis zu diesem Ziel ist es ein weiter Weg und so arbeitet sie zunächst als Souffleuse beim Theater. Ausgerechnet während einer Vorstellung erreicht sie die Nachricht, dass ihre Großmutter verstorben sei. Romy ist dementsprechend schockiert und verpasst ihren Einsatz, als "Romeo" seinen Text vergisst. Beide werden gekündigt, wobei Romy erst einmal in ihr Heimatdorf in der Nähe der tschechischen Grenze zurückkehrt. Dort leben nur noch die Alten, deren größtes Ziel zur Zeit darin besteht, möglichst schnell abzuleben, denn der Friedhof des Dorfes hat nur noch Platz für zwei Grabstätten. Als Romy das Häuschen ihrer Großmutter erbt, beschließt sie dort zu bleiben und aus der Scheune ein elisabethianische Theater zu machen und wer hilft ihr beim Bau? Natürlich die Dorfbewohner.

Meine Meinung:

Der Autor verfügt über einen wunderbaren Scheibstil mit ganz viel Gefühl, die Sprache ist klar und flüssig und die Seiten fliegen nur so beim Lesen vorbei. Auch das Thema fand ich sehr berührend, auch hier wird mit viel Gefühl über die alten Menschen des Dorfes erzählt, die vergessen und einsam sind. Dabei wird teils humorvoll, teils tragisch beschrieben und ich durchlebte eine reine Gefühlsachterbahn beim Lesen. Izquirdo hat ein ganz besonderes Talent, Stimmungen und Emotionen einzufangen und zu beschreiben, wodurch das Geschehen lebendig wird. Hier und da wurde es mir dann ein wenig zu ausschweifend und langatmig, wenn die Details der Bauphase des Theaters zu oft aufgegriffen wurden, doch das wurde schnell mit den weiteren Handlungen ausgeglichen, so dass die Spannung, bzw. der Lesefluss erhalten blieb.
Izquirdo spricht hier verschiedene Probleme an, nicht nur die immer älter werdende Dorfbevölkerung, sondern auch Themen wie das Aufwachsen ohne Vater oder Stasivergangenheiten werden hier angesprochen.
Die Charaktere des Buches sind bunt und völlig unterschiedlich, doch jeder einzelne wurde liebevoll gezeichnet und vor meinen Augen entstanden Bilder der Personen. Fast schon schade, dass dieses Dorf lediglich auf dem Papier existiert, denn ich würde sehr gerne mal den Dorfbewohnern einen Besuch abstatten und mir von ihnen auf Sächsisch erzählen lassen, wobei ich hoffe, dass ich sie verstehen würde. Romy ist mir sehr ans Herz gewachsen, tat sie mir am Anfang nach dem tragischen Verlust sehr leid, wurde sie mir schnell immer sympathischer, während sie ihren Traum zu verwirklichen beginnt, wird sie immer selbstbewusster und wächst im Laufe des Buches an und mit ihrer Aufgabe.

Mein Fazit:

Ein kunterbunter Roman über die Liebe, den Neuanfang und einfach das Leben. Mit ganz viel Humor und Gefühl ist eine Geschichte entstanden, bei der es mir am Ende Leid tat, das Buch zu schließen und die Dorfbewohner zu verlassen. Wenn ein Buch dieses Gefühl in mir auslöst, kann ich nur fünf von fünf Sternen vergeben und eine klare Leseempfehlung aussprechen.