Rezension

Gute Ansätze, leider jedoch sehr zäh ​

Das weibliche Prinzip - Meg Wolitzer

Das weibliche Prinzip
von Meg Wolitzer

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt
Zu Beginn ihrer College-Zeit lernt Greer Kadetsky die berühmte Feministin Faith Frank und ist sofort fasziniert von der charismatischen Frau. Während ihres Studiums wächst in ihr der Wunsch heran, für Faith zu arbeiten und genau wie sie Großes zu erreichen und Frauen zu helfen. Während ihres Werdeganges lernt sie auch eine Menge über sich selbst und wird mit der teilweise harten Realität konfrontiert.

Meinung
„Das weibliche Prinzip“ wurde mir empfohlen und sprach mich wegen des Themas Feminismus zunächst an. Ich weiß nicht, was ich konkret erwartet habe, doch ich wurde von dem Roman leider enttäuscht.
Einige Aspekte des Romans sind durchaus interessant. So befasst sich das letzte Drittel des Buches viel mit der Arbeit in einer feministischen Stiftung, die sich wirtschaftlich irgendwie über Wasser halten muss und dabei auch Abstriche bei der Umsetzung ihrer Ideale machen muss. Dies halte ich für durchaus realistisch und hätte mich gefreut, wäre dies noch mehr problematisiert und Lösungswege durch die Figuren aufgezeigt worden.
Die Charaktere des Romans - nicht nur Greer, sondern auch ihre Studienfreundin Zee, ihr Freund Cory und natürlich Faith - werden recht ausführlich beschrieben, unter anderem durch Blicke auf ihre Kindheit und ihre Entwicklung bis zum Beginn des Buches. Die Erzählperspektive bleibt, obwohl Greer die Hauptfigur ist, keinesfalls nur bei ihr, was gut ist, um auch die Motive und Gefühle der anderen Figuren verstehen zu können.
Leider fokussiert sich der Roman meiner Meinung nach zu stark auf die Charaktere, sodass man am Ende zwar alle möglichen Details über Greers Kindheit kennt, jedoch nicht wirklich eine Handlung des Romans zusammenfassen könnte. Nicht immer habe ich verstanden, wieso bestimmte Details aus dem Leben einer Figur unbedingt breitgetreten werden mussten. Am problematischsten war für mich jedoch das fehlende Identifikationspotential mit den Figuren. Sie bleiben bis auf einige wenige Charakterzüge wie z.B. Ehrgeiz stets eher blass. Besonders Greer fand ich häufig enttäuschend, da sie zwar sehr intelligent ist, Faith jedoch regelrecht verherrlicht und dafür teilweise sich selbst aufgibt. So gibt es beispielsweise eine Szene in dem Roman, in der Greer, obwohl sie Vegetarierin ist, bei einem Abendessen bei Faith Fleisch isst, um dieser nicht von ihren eigentlichen Essgewohnheiten erzählen zu müssen.
Bei der Handlung scheint häufig ein roter Faden zu fehlen, da die Erzählung zwischen Figuren wechselt und dabei teilweise dieselbe Zeitspanne wieder von vorne zu erzählen beginnt. Häufig sind Zeitsprünge in die Vergangenheit verwirrenderweise nicht gekennzeichnet. Obwohl der Erzähler nicht per se auktorial ist, werden häufig Anspielungen auf die Zukunft gemacht, die meiner Meinung nach nicht immer in die Narration passten.

Fazit
„Das weibliche Prinzip“ hat einen durchaus interessanten Ansatz über modernen Feminismus und die wirtschaftlichen Probleme feministischen Aktivismus‘. Die Figuren sind ebenfalls gut ausgearbeitet, häufig nehmen ihre Lebensgeschichten jedoch überhand und verhindern eine durchgängige Handlung mit erkennbarem roten Faden. Leider bieten sie in meinen Augen auch kaum Identifikationspotential.