Rezension

Gute Idee, spannende Einblicke, aber leider mit vielen Zeitsprüngen

Echo des Schweigens - Markus Thiele

Echo des Schweigens
von Markus Thiele

Bewertet mit 3 Sternen

Markus Thiele hat ein Buch geschrieben, welches mich noch etwas unschlüssig zurücklässt. Auf der einen Seite fand ich seinen Schreibstil wunderbar und leicht zu lesen. Man war sofort in der Geschichte drin und man konnte sich die Charaktere gut vorstellen. Auch fand ich die aktuellen Abschnitte wirklich interessant, erschreckend und sehr gut. 
 Doch schon war man auf der anderen Seite angekommen. Die vielen Sprünge vor und zurück. Mal zu der einen Familie, dann wieder zu der anderen Familie und zurück in die Gegenwart. Vom zweiten Weltkrieg und dem Bruderverrat zum Prozess gegen einen Polizisten, der den Feuertod von einem Menschen auf dem Gewissen haben soll. Dazwischen steht noch Sophie Tauber, die ein Gutachten erstellt hat, welches diesen Prozess erst möglich macht. Sie hat jedoch auch noch private Probleme, die sie lösen muss, um ihren inneren Frieden zu finden.
Die Sprünge sorgten leider für Verwirrung. Zudem wurde man immer wieder aus der aktuellen Geschichte herausgerissen und in eine andere Zeit, in eine andere Geschichte hineingeworfen. Man ahnte irgendwie, dass die Handlungsstränge zusammengehören, aber man blieb relativ lange im grauen Bereich. 
Was mich leider etwas genervt hat, war die teilweise schon erzwungene Liebesgeschichte. Spätestens nach dem entscheidenden Puzzlestück wäre ein glatter Schlussstrich gut gewesen. So aber fand ich die Entscheidung, die getroffen wurde, etwas befremdlich und für das Buch wenig hilfreich (ich kann leider nicht mehr verraten ohne zu spoilern). 
Auch die Beziehung zwischen Sophie und ihrem Vater fand ich nicht realistisch und glaubwürdig. Das ging zu schnell, zu glatt und zu friedlich für so einen langen Zeitraum der Wut, des Grolls und des Nichtkennens.
Drei Sterne gibt es trotzdem für die gute Idee, für die spannenden Prozessabläufe und Diskussionen sowie den Blick in die Köpfe von macht- und geldbessenen Menschen.
 

Kommentare

kommentierte am 20. Februar 2020 um 20:05

Ich lese es aktuell und kann so nachfühlen, was du schreibst. Gerade auch der Punkt mit ihrem Vater, es wirkte nicht echt, viel zu wenige Emotionen... 

Die Zeitsprünge finde ich ok, dadurch, dass es immer in der Überschrift angekündigt wird, finde ich es nicht so verwirrend, steige aber noch nicht ganz dahinter, wie die drei Geschichten zusammengehören.