Rezension

Zwischen Recht und Unrecht

Echo des Schweigens - Markus Thiele

Echo des Schweigens
von Markus Thiele

Bewertet mit 4 Sternen

Zwischen Recht und Unrecht

Wann soll man die Wahrheit sagen und wann ist es besser zu schweigen? Mit diesem Thema und der Frage nach Recht und Gerechtigkeit beschäftigt sich der Autor Markus Thiele in seinem Buch „Echo des Schweigens“. Er beleuchtet mehrere Aspekte und verschiedene Handlungen, die dem Leser aufzeigen, welche Konsequenzen es haben kann, wenn man schweigt, seine Mitmenschen belügt und nicht offen und ehrlich miteinander umgeht.

Das Buch ist in 2 Teile aufgebaut und behandelt parallel 3 Geschichten. Erst am Ende wird dem Leser verständlich, wie diese Geschichten zusammengehören.

Der Strafverteidiger Hannes Jansen bekommt die Gelegenheit, einen sehr medienwirksamen Fall zu übernehmen. Er soll einen Polizeibeamten vertreten, dem ein grausamer Mord an einen Asylbewerber in einer Gefängniszelle vorgeworfen wird. Jansen ist von der Unschuld seines Mandanten überzeugt und auch die Beweislage zur Schuld  ist dürftig, bis seine Referendarin ihm im letzten Moment ein Beweisstück liefert, das ihm an der Unschuld seines Mandanten zweifeln lässt.

Parallel zum Fall lernt Jansen Sophie kennen. Die beiden verstehen sich vom ersten Augenblick an sehr gut aber plaudern nur oberflächlich über ihre Berufe. So erfährt Jansen erst später, dass Sophie diejenige ist, die das Gutachten erstellt hat, auf dessen Grundlage der Fall erneut aufgerollt wurde. Nun steht Jansen in einem Zwiespalt zwischen Beziehung und objektiver Verteidigung seines Mandanten.  

Eine zweite Handlung bildet die Familiengeschichte von Sophie. Sie hat gerade ihre Mutter verloren und in einem Abschiedsbrief  Informationen über ihren Vater erfahren, den sie nie kennengelernt hat. Sophie begibt sich daraufhin auf die Suche nach ihm und erfährt im Laufe der Geschichte immer mehr über ihre Vergangenheit und wie diese mit Jansen zu tun hat.

In der dritten Erzählung kehrt der Autor in das Dritte Reich zurück. Er erzählt die Geschichte von 2 Brüdern, die unterschiedliche Ansichten haben. Während  sich der Eine zu den Nazis hingezogen fühlt, verliebt sich der Andere in eine Jüdin. Erst am Ende erfährt der Leser, wie die Geschichte in den Gesamtkontext des Buches passt.

Allgemein springt der Autor mit jedem Kapitel zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit hin und her. Das Buch kann man nicht mal eben nebenbei lesen. Durch die Vielschichtigkeit und Komplexität der Erzählungen fordert das Buch die gesamte Aufmerksamkeit und Konzentration des Lesers. Es fiel mir schwer die einzelnen Charaktere richtig zuzuordnen, obwohl sie jeder für sich gut und anschaulich beschrieben wurden. Der Schreibstil des Autors ist leicht verständlich, dennoch haben sich die Sätze nicht so leicht und schnell gelesen, wie in anderen Romanen.

Die Spannung des Buches begann für mich leider erst mit Ende des 1. Teils und nahm dann bis zum Schluss des Buches zu, obwohl sie mich nicht, wie bei anderen Büchern, mitgerissen hat.

Das Cover des Buches ist schlicht und regt den Leser dennoch zum Nachdenken an. Die vielen Personen mit ihren Schatten spiegeln das Große und Ganze des Buches wieder. Schwarz und Weiß – Was ist richtig und was ist falsch? Schweigt man, oder stellt man sich der Verantwortung, dass ist die große Frage des Romans.

 

Insgesamt gesehen, ist der Roman eine Mischung aus Justizdrama und Familientragödie, gepaart mit einer Liebesgeschichte. Der Schwerpunkt des Buches liegt in meinen Augen eher auf der Familientragödie im 2. Weltkrieg. Ich selbst bin mit anderen Erwartungen an das Buch herangegangen und hätte mir den Fokus daher mehr auf dem Justizfall gewünscht. Besonders positiv fand ich, dass das Ende bis zum Schluss nicht erkennbar

 war und die Geschichte mehrere unvorhersehbare Wendungen und Zusammenhänge eingenommen hat.

Im Großen und Ganzen aber dennoch ein gelungener Roman.