Rezension

Guter Anfang, schwaches Ende

Das Alphabethaus - Jussi Adler-Olsen

Das Alphabethaus
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 2.5 Sternen

Dass Adler-Olsen gute Thriller schreibt, ist hinlänglich bekannt. So wurde auch sein Erstlingswerk, das bereits vor 25 Jahren erschien, mit entsprechenden Vorschusslorbeeren bedacht (offenbar ohne dass es von den entsprechenden Leuten vorher gelesen wurde).
Der Beginn ist vielversprechend: Zwei britische Soldaten stürzen im II. Weltkrieg über Nazideutschland ab und retten sich, getarnt als psychisch kranke Nazigrößen, in einem entsprechenden Militärkrankenhaus. Schweigend entgehen sie ihrer Enttarnung, doch ihr Aufenthalt dort wird zu einem Martyrium... Dreissig Jahre später finden diese entsetzlichen Erlebnisse unweit des ehemaligen Lazaretts ihre Fortsetzung.
Der erste Teil, der die Zeit der Freunde in dem deutschen Militärkrankenhaus beschreibt, lässt bereits erahnen, dass von diesem Autor noch einiges zu erwarten ist. Zwar ist die Sprache noch nicht ganz so flüssig wie in seinen Folgebüchern Erbarmen oder Schändung, doch die Spannung, die aus der jederzeit möglichen Enttarnung resultiert, lässt einen weiter und weiter lesen. Doch dann kommt Gewalt ins Spiel und damit wird manches unplausibel und einfach unlogisch, insobesondere das Ende des 1. Teils (Wie kann ein lange Bettlägriger Kämpfe auf Leben und Tod und andere körperliche Strapazen ohne weiteres bewältigen?).
Der 2. Teil, der rund 30 Jahre später einsetzt, nimmt an Unlogiken zu und ist immer weniger glaubhaft, worunter natürlich die Spannung leidet. Die Zufälle nehmen überhand und Normalbürger werden zu Kampfmaschinen bzw. es hagelt Spontanheilungen.
Drei Punkte gibt es für den guten Auftakt (wenn auch verbesserungswürdig) und für die an sich gute Idee. Als Erstlingswerk ist es verzeihbar und Jussi Adler-Olsen hat sich ja gut weiterentwickelt ;-)