Rezension

gutes Debüt

Fürchtet euch - Wiley Cash

Fürchtet euch
von Wiley Cash

Bewertet mit 4 Sternen

Wie das Cover deutlich zeigt, spielt die Handlung der Geschichte in einer sehr ländlichen, abgeschiedenen Gegend. In einigen Teilen der USA ist das „Snake handling“- Ritual bereits verboten, doch in dem Ort Marshall setzen sich die Gemeindemitglieder zu jedem Gottesdienst den tödlichen Schlangen und ggf. auch ihrem Gift aus, um ihren Glauben unter Beweis zu stellen.

Der Autor hat es sehr gut verstanden mich in diese Welt einzuführen. Ich erlebte eine fanatische Kirche, deren Mitglieder sich jeden Gottesdienst aufs neue ihren Glauben beweisen wollten. Gerechtfertigt wurde dies durch völlig aus dem Zusammenhang gerissene Bibelverse.
Der Autor unterlässt hierbei eine Stellungnahme. Dieser Glaube bzw. die kirchlichen Rituale werden weder verunglimpft noch beschönigt, sondern sehr eindrucksvoll dargestellt. Die dabei entstehenden Bilder sprechen für sich.

Direkt am Anfang wurde ich geschockt, als in einer Rückblende eine der Folgen des Rituals offenbart wurde. Das lies mich gebannt weiter lesen, wobei nun die aktuelle Geschichte ihren Lauf nahm. Auch hier ließen weitere große und kleinere Tragödien nicht lange auf sich warten, Sie sorgten für weitere, erschütternde Höhepunkte des Geschehens.
Was den Roman sehr bereicherte waren drei unterschiedliche Erzählperspektiven. In unregelmäßigen Wechseln erzählen Adelaine, eine langjährige Einwohnerin Marshalls, Sheriff Barefield und der 9jährige Jess die Geschichte aus ihrer Sicht. Die Schilderungen waren weitgehend lückenlos, wobei jeder Erzähler das Augenmerk auf andere Schwerpunkte legte.

Der Roman verfolgt in weiten Teilen einen sehr erzählenden Stil, in dem der Autor auch gerne vom eigentlichen Geschehen abschweift. Mir persönlich hat das nichts ausgemacht, denn dadurch konnte ich die Geschichte und auch die Beziehungen der Personen untereinander besser verstehen. Jedermanns Geschmack sind diese leiseren, nachdenklichen Töne aber sicherlich nicht.

Ein sehr bewegender, teilweise schockierender Roman. Ein sehr gutes Debüt, welches unter die Haut geht.