Rezension

Hatte wohl zu hohe Erwartungen

Madame Picasso - Anne Girard

Madame Picasso
von Anne Girard

Bewertet mit 2.5 Sternen

Eva erwartet sich viel von ihrer Flucht in die schillernde Metropole. Paris - Künstler, Unabhängigkeit, Freiheit. Ihr Leben scheint perfekt, mit ihrem Job im berühmten Moulin Rouge scheinen all ihre Träume in Erfüllung zu gehen. Als sie dann auch noch den jungen, aufstrebenden Künstler Pablo Picasso kennen lernt, scheint ihr Leben sich zunächst in einen schillernden Traum zu verwandeln..

Beginnen wir mit dem positiven - Der Anfang des Buches war großartig. Anne Girard versteht es, atmosphärisch zu schreiben. Das Flair des damaligen Paris ist großartig eingefangen, man hat selbst das Gefühl, auf Evas Spuren durch die Stadt zu schlendern. Sommer, Künstler, Freiheit. Auch Eva empfand ich zunächst als sehr sympathische Protagonistin. Ich empfand ihre Entscheidungen durchweg als sehr stimmig. Auch dass sie sofort mit Picasso ins Bett gestiegen ist, war für mich sehr passend. Jemand, der einfach so, knall auf Fall, seine Eltern verlässt um in die große weite Welt zu ziehen erscheint mir geradezu prädestiniert für vorschnelle Entscheidungen. 

Ich fand es außerdem nett, so unbedarft an die Geschichte heran zu treten. Ich gebe zu, ich wusste nicht viel mehr über Picasso, als damals für's Kunstabitur wichtig war und das ist zugegebenermaßen nicht viel. So konnte ich das ganze sehr offen aufnehmen. Hätte ich mehr gewusst, hätte mich die Geschichte vielleicht das ein oder andere mal vor den Kopf gestoßen - ich weiß es nicht. Mir blieb das Risiko erspart. Außerdem hat es Spaß gemacht, beim Lesen immer mal ein bisschen zu recherchieren. Ich finde, sowas vertieft ein Leseerlebnis immer nochmal.

Ab der Mitte nahm die Geschichte für mich leider keinen guten Weg mehr. Zu Beginn noch atmosphärisch und fesselt gleitet es von dort immer mehr in Richtung "unerträgliche Hollywood - Kitsch Schmonzette". Über die Dialoge musste ich mehr als einmal den Kopf schütteln und manche Dramen wirkten einfach schrecklich überzogen und unnötig. Drama um des Dramas Willen. Das ganze Hin und Her um Trennung und doch nicht Trennung hätte man gut etwas kürzen können, um der eigentlichen Thematik mehr Raum zu geben. Als sich der Fokus nämlich endlich verschiebt ist man schon fast am Ende angekommen und muss miterleben, wir die letzten Monate nur noch gehetzt beschrieben werden.

Leider war gegen Ende auch Evas Verhalten für mich nicht mehr stimmig. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man eine Krebserkrankung so lange vor seinem Partner verbergen kann. Entweder wird man von ihm dann quasi mit Verachtung gestraft oder der Partner muss furchtbar naiv sein. Beides nicht der Fall.
30 Seiten vor Schluss habe ich das Buch dann weggelegt. Mache ich sonst nie, hier musste ich aber erstmal einige Tage nach meinem Elan suchen, um weiter zu lesen. 

Schade, gut angefangen und stark nachgelassen. Mehr als ein Mittelmaß war das Buch für mich leider nicht.

Kommentare

Sonnenkönigin kommentierte am 21. Oktober 2015 um 14:15

Danke für deine entwaffnende Ehrlickeit!
Das Buch befindet sich bereits in meinem SUB.
Nun bin ich gespannt, welchen Eindruck das Buch bei mir hinterlässt.