Rezension

Hektisch und erschreckend realistisch

Die letzte Wahl -

Die letzte Wahl
von Eric Sander

Bewertet mit 4 Sternen

Der Journalist Nicholas Moor fristet nach einem fatalen Fehler, der ihn seine Karriere gekostet hat. ein eher unbefriedigendes Dasein als Lokalreporter in einer Außenstelle seiner Zeitung. Seine Ehe ist dadurch zerbrochen und es ist für ihn jedes Mal aufs Neue ein Kampf, Zeit mit seiner Tochter zu verbringen. Umso mehr genießt er aktuell ein paar Tage Auszeit in den verschneiten Bergen mit ihr und einer Kameradrohne, die die Vater-Tochter-Zeit filmisch festhalten soll. Doch dann hält sie versehentlich etwas ganz anderes fest, nämlich die Pläne bekannter Rechtspopulisten, die nach der Wahl in die Tat umgesetzt werden sollen.

Die Frage “Was wäre wenn …?” wird in dieser Geschichte auf sehr erschreckende Art beantwortet. Einiges in dieser Geschichte ist natürlich reine Fiktion, aber vieles ist auch jetzt schon erschreckend realistisch. Hier ist es die “Volkspartei” unter der Führung von Markus Hartwig die nach der Macht greifen und das Land ganz nach ihren Vorstellungen verändern wollen. Die Pläne dazu halten sie hübsch geheim, denn eine vorzeitige Veröffentlichung könnte sie am Ende vielleicht doch den Wahlerfolg kosten.

Zufall
Ausgerechnet auf diese Pläne ist ihnen Nicholas Moor zufällig gekommen und muss nun mit allem rechnen. Seine Familie, allen voran seine kleine Tochter, gerät ins Visier der skrupellosen und schlagkräftigen Parteihelfer und auch seine Freunde und Kollegen leben dank seiner Entdecung immer gefährlicher. Aber auch er selbst wird zur Zielscheibe rechter Umtriebe. Da alle immer irgendwie auf der Flucht bzw. auf der Jagd sind, ist das Tempo in diesem Buch natürlich sehr hoch.

Übertrieben
Das führt zwangsläufig dazu, dass ich oft das Gefühl habe in einer Fortsetzung von “Lola rennt” gefangen zu sein. Dazu kommt, dass Nicholas Moor offenbar ähnlich schmerz - und verletzungsresistent ist wie James Bond oder so. Für jemanden der mir zu Beginn als alkoholabhängiger,lethargischer Medikamentenjunkie vorgestellt wurde ist das ein bisschen sehr unrealistisch. Aber das ist eigentlich auch schon alles, was ich zu meckern habe und das ist ja nicht wirklich viel.

Gefahr
Was viel realistischer ist, als all das rumgerenne ist die tatsächliche Gefahr, die von rechten  Polemikern ausgeht. Das ist in diesem Roman sehr gut beschrieben und auch die Rolle der Presse und der sozialen Medien wird sehr ausführlich, aus meiner Sicht auch sehr realitätsnah, eingegangen. Politische Debatten oder das, was man als solche verkaufen möchte, finden auf diversen Social Media Plattformen statt und aus diesen Medien werden auch immer wieder kritische Nutzer erfolgreich manipuliert.

Vorgeschichte
Ich finde Die letzte Wahl ist ein gelungener und spannender Politthriller, der aber eine sehr düstere Zukunft zeigt. Ich hoffe und glaube dass das alles nur Fiktion bleibt und sich immer genug Leute finden werden, die den demokratische Grundgedanken im Auge behalten und verteidigen werden. Leider wird im Buch nicht näher beschrieben, wie es soweit kommen konnte, dass eine rechte Partei wie (in diesem Buch) die Volkspartei so erfolgreich werden konnte. Ich hoffe, dass Deutschland insgesamt da tatsächlich standhafter bleibt.

Mein Fazit:
Die letzte Wahl von Eric Sander ist ein spannende Politthriller, der, was die Wahl anbelangt, genau in diese Zeit passt. Ich fand zwar das Ende ein bisschen dünn, aber sonst ist Die letzte Wahl auf jeden Fall ein empfehlenswertes Buch.