Rezension

Hexenwahn in der frühen Neuzeit

Hexenliebe - Marita Spang

Hexenliebe
von Marita Spang

Bewertet mit 4 Sternen

Der gefühlt tausendste Hexen-Roman auf dem Buchmarkt und dazu noch mit so einem kitschigen Titel – das waren meine ersten Gedanken, als ich den Debütroman von Marita Spang entdeckt habe. Aufgrund der vielen guten Rezensionen und weil mich das Thema „Hexenverfolgung“ seit Jahren sehr interessiert, wollte ich dem Buch dann aber doch eine Chance geben. Eines kann ich schon mal sagen: Ich wurde nicht enttäuscht, der Roman hat meine Erwartungen sogar übertroffen.

Marita Spangs Roman beruht auf wahren historischen Begebenheiten beziehungsweise auf einer Legende aus Neuerburg bei Trier. Es ist das Jahr 1613 und rund um die Herrschaft Neuerburg werden erbarmungslos Hexen verfolgt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die kleine Eifelherrschaft selbst scheint aber noch vom Hexenwahn verschont. Bis eines Tages die Tochter des Landesvaters Wilhelm von Leuchtenberg Opfer eines Anschlags wird. Auf der Suche nach einem Schuldigen wird nun auch in Neuerburg die Hexenverfolgung gnadenlos vorangetrieben. Claudia, die kluge Nichte des Landesvaters, muss hilflos mit ansehen, wie Unschuldige der Hexerei angeklagt und gefoltert werden. Mit ihren Verbündeten ersinnt sie schließlich einen gefährlichen Plan, um das System mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Marita Spang schreibt sehr fesselnd, atmosphärisch und eindringlich. Sprachlich hat sie sich der damaligen Zeit angepasst, was den Roman besonders authentisch macht. Die Protagonisten sind alle sehr detailliert ausgearbeitet und handeln glaubhaft. Spang hat zudem auch extrem gut recherchiert und kann dem Leser somit sehr viel Hintergrundwissen zum Thema „Hexenwahn und Hexenverfolgung“ liefern. Besonders gut und nachvollziehbar wird dargestellt, wie es denn überhaupt zu diesem extremen Hexenwahn und den Verfolgungswellen in der frühen Neuzeit kommen konnte. So sind es im Jahr 1613 Unwetter, Missernten und Kälteeinbrüche, die für Unmut und Existenzängste in der Bevölkerung sorgen. Dazu kommen noch Seuchen, die durch mangelnde Hygiene ausbrechen. Auch der bald nahende dreißigjährige Krieg ist schon zu spüren. Schuld an all dem Leid seien Zauberer und Hexen, glaubten die Menschen.

Spang räumt auch mit Vorurteil auf, dass allein die katholische Kirche Treiber der Hexenverfolgung war oder dass die Opfer fast nur kräuterkundige Frauen waren. Die Verfolgung geschah auch aus der Bevölkerung heraus und es konnte im Prinzip jeden treffen, willkommene Opfer waren nicht selten wohlhabende Bürger. Denn auch Geldgier spielte eine große Rolle bei der Hexenverfolgung, wurde doch der Besitz der verurteilten Menschen eingezogen. Gerade die Hexenmeister verdienten nicht schlecht daran.

„Hexenliebe“ ist ein gut recherchierter, packender historischer Roman, der den Leser in die frühe Neuzeit entführt und ein düsteres Stück deutsche Geschichte aufzeigt.