Rezension

Fesselnder Roman über Folter, Machtkämpfe und Liebe!

Hexenliebe - Marita Spang

Hexenliebe
von Marita Spang

Bewertet mit 5 Sternen

Anno 1613: Überall in Deutschland lodern die Scheiterhaufen. Der Hexenwahn greift auch auf die Eifelstadt Neuerburg über. Die junge Adelige Claudia von Leuchtenberg kämpft vergeblich dagegen, dass ihr Oheim als Landesvater nach dem Giftmord seiner Tochter die Verfolgungen unterstützt. Hilflos muss sie mit ansehen, wie Unschuldige sterben und sich gewissenlose Richter und Henker schamlos am Gut der Verurteilten bereichern. Gemeinsam mit dem Schöffen Sebastian de la Val ersinnt sie einen Plan, die Grausamkeiten zu beenden und den wahren Mörder zu überführen.

Eine Legende um den Neuerburger Hexentanzplatz inspirierte Marita Spang zu ihrem gut recherchierten und spannungsreichen Roman über die Hexenverfolgung. 
Der Roman verdeutlicht, dass nicht nur die katholische Kirche die treibende Kraft bei den Verfolgungen war, sondern auch Hexenkommissare gut daran verdienten.
Der Besitz der als "Hexen" und "Zauberer" verurteilten Menschen wurde nach deren Tod aufgeteilt und die Prozesskosten den Angehörigen in Rechnung gestellt. Es war schlicht und einfach auch ein einbringliches Geschäft für Kirche und Kommissare.
Die ungebildete Bevölkerung lebte in Armut und Existenzängsten. So kam es angefacht durch Angst vor Seuchen, häufigem Kindssterben, starkem Aberglauben und Missernten, die zu Hungersnöten führten, zu einer Welle von Anklagen und Verleumdungen der Landbevölkerung gegenüber Kräuterfrauen und Heilkundigen. Diese wurden aus der Angst und Not heraus schnell als Schuldige angeklagt und als Hexe verfolgt.   
Das häufig korrupte Justizsystem unterlag dem jeweiligen Landesherren und war damit ein willkürliches Recht ohne große Aussicht auf Gerechtigkeit.

Die zeitgemäße Sprache der Romanfiguren wirkt sehr authentisch. Einige früher übliche Begriffe können in einem Glossar nachgelesen werden.

Durch tiefsinnige Dispute, dramatische Folterungen, die bildhafte Beschreibung von Kleidung, Nahrung und Wohnverhältnissen der damaligen Zeit vermag es Marita Spang gekonnt den Leser in diese Zeit hineinzuziehen. Man leidet bei Lynchjustiz und brutalen Foltermethoden mit und hofft auf ein Ende dieses Wahnsinns. Auch die Lebensumstände sind sehr anschaulich gezeigt: auf die Beschreibung von seuchenbringenden Läusen und vor Dreck starrender Kleidung, altem Stroh als Lager und morastigen Wegen mit Unrat und Fäkalien wird in diesem Buch nicht verzichtet. 
 
Mit der Protagonistin Claudia von Leuchtenberg hat die Autorin einen zu der Zeit des 17. Jahrhunderts unüblichen Charakter geschaffen. Sie ist als Frau sehr gebildet und weiß ihren Verstand im Disput zu gebrauchen.
Kritisch, selbstsicher und unbeugsam steht sie für ihre Meinung und die Rettung Unschuldiger ein. 
Auch die anderen Romanfiguren sind glaubhaft und interessant dargestellt. Von gut und böse, arm und reich und raffiniert bis ängstlich ist alles vertreten.

Ein hervorragend recherchierter Roman, der mit einem fesselnden Plot und interessanten Protagonisten mitreißt und überzeugt.