Rezension

High Fantasy in 1001 Nacht - ein Lesehighlight!

Flammenwüste - Akram El-Bahay

Flammenwüste
von Akram El-Bahay

Bewertet mit 5 Sternen

Anur gibt sich als sein Großvater, der Geschichtenerzähler Nur ed-Din, aus, als dieser zum Sultan von Nabija gerufen wird. Immer schon einmal wollte er den Palast von innen sehen – und Geschichten kann er auch erzählen. Doch der Sultan braucht eigentlich einen Berater – aber auch dabei kann Anur ihm helfen. Plötzlich findet sich Anur als Chronist einer Drachenjagd wieder, doch damit ist das Abenteuer noch lange nicht zu Ende. Unbekannte Städte und Völker warten auf ihn, viele Gefahren und mehr oder weniger hilfreiche Gefährten sowie ein lange gehütetes Geheimnis.

Fast meint man, man hätte ein modernes Märchen aus 1001 Nacht in der Hand. Akram El-Bahay hat seine ganz eigene Welt entwickelt, mit interessanten Geschichten, Orten und Charakteren. Dabei bedient er sich zwar altbekannter Wesen wie z. B. Ifriten oder Drachen, entwickelt aber auch Neues, wie z. B. die Sammler, menschenähnliche Wesen, die besondere Dinge sammeln und tauschen und u. a. die „Bibliothek der ungeschriebenen Bücher“ besitzen, eine wunderbare Erfindung, die mein Leserherz erfreut.

Um die erschaffene Welt anschaulicher zu machen, findet sich auf den inneren Umschlagseiten eine Karte, ein schönes Extra, mit dem man sich Anurs Weg anschaulicher machen kann – um ehrlich zu sein, habe ich sie aber nicht benötigt, ich konnte mir alles auch so gut vorstellen.

Die Charaktere gefallen mir gut, vor allem Anur lernt man als Leser gut kennen, mit ihm erlebt man zitternd und staunend eine ganze Reihe Abenteuer. Wie es sich für einen High-Fantasy-Roman gehört, stehen ihm einige Gefährten zur Seite, von denen mir vor allem der fliegende Teppich ausgesprochen gut gefallen hat, der, magisch erschaffen, sein ganz eigenes Leben entwickelt hat.

Erzählt wird vorwiegend aus Anurs Perspektive, hin und wieder wird aber auf die Antagonistenseite gewechselt, wobei aber nicht direkt aus Sicht des Widersachers erzählt wird. Die Wechsel sind gut gelungen und passend eingesetzt, der Leser weiß so zwar ein bisschen mehr als Anur, es bleiben aber immer ausreichend Fragen offen, die Spannung wird so eher noch gesteigert. Immer wieder gibt es eingestreute Geschichten und Legenden, die die Welt noch lebendiger wirken lassen.

Das Ende ist sehr gelungen und ohne Cliffhanger, obwohl die Geschichte weitergehen wird; der zweite Band ist gerade erschienen. Anurs Abenteuer ist noch nicht zu Ende, ich freue mich auf die Fortsetzung.

Nicht nur Nur ed-Din und Anur sind begnadete Geschichtenerzähler, auch der Autor ist es. Schon die Prequel-Kurzgeschichte „Das Geheimnis der goldenen Stadt“ hatte mich sehr begeistert. Der Roman glänzt mit der gleichen eingängigen, sehr bildhaften Sprache, einer spannenden Geschichte, die man kaum aus der Hand legen mag, und viel Phantasie. Dieser Roman hat mich von der ersten Seite an gepackt und immer mehr in seinen Bann gezogen, er hat mich entführt in seine eigene Welt – und am liebsten wäre ich noch länger geblieben.

Insgesamt ein spannender, phantasievoller High-Fantasy-Roman, der vor allem durch seinen orientalischen Bezug einen ganz besonderen Charme entwickelt. Ein wahres Lesehighlight, dass ich uneingeschränkt empfehlen kann.