Rezension

Himmel und Hölle

Der Gott am Ende der Straße - Louise Erdrich

Der Gott am Ende der Straße
von Louise Erdrich

Bewertet mit 4 Sternen

Es gibt Situationen, in denen man besonders ungern von der Apokalypse überrascht würde; zum Beispiel, wenn man schwanger ist. Cedar Songmaker, der Hauptperson dieser Dystopie, passiert genau das. Deshalb schenkt sie dem ganzen Geschehen auch erstmal wenig Beachtung, so sehr ist sie mit ihrem Privatleben beschäftigt. Sie lernt gerade ihre biologischen Eltern kennen, die American Natives sind, setzt sich mit ihren weißen Adoptiveltern und dem Vater ihres Kindes auseinander. Außerdem beschäftigt sie sich viel mit ihrem relativ neuem katholischen Glauben, der insgesamt eine große Rolle in ihrem Leben und dem Buch spielt.

Währenddessen spielt die Natur verrückt: die Evolution verläuft plötzlich rasant und rückwärts. Viele menschliche Kinder, die geboren werden, entsprechen nicht mehr dem Homo Sapiens, riesige Katzen fressen Labradore, und religiöse Fundamentalisten übernehmen die Macht. Diese haben es vor allem auf Schwangere und gebärfähige Frauen abgesehen, um die Zukunft der Spezies zu sichern.

Erdrich erzählt mit scharfen Auge und Sympathie für ihre Figuren, erschafft wunderbare Charaktere und einen immer wieder überraschenden und mitreißenden Plot. Mir war das Thema Religion allerdings zu präsent in diesem Roman, das ist einfach nicht meins. Auch fand ich Cedar extrem ichbezogen, ein wenig mehr Interesse für das Weltgeschehen und Sorge um etwas Anderes als sie und ihr Kind hätte mir besser gefallen und ihr letztlich auch einiges erspart. Insgesamt aber dennoch eine klare Leseempfehlung.