Rezension

Historischer Krimi mit sympathischen Protagonisten

Die Henkerstochter - Oliver Pötzsch

Die Henkerstochter
von Oliver Pötzsch

Bewertet mit 4 Sternen

Jakob  Kuisl ist ein Henker wider Willen, doch im 17. Jahrhundert wird der Beruf und damit auch die Verachtung, die er mit sich bringt, vom Vater auf den Sohn vererbt. Als im Städtchen Schongau ein ermordeter Junge mit einem Hexenzeichen auf der Schulter aus dem Fluss Lech gezogen wird, wird in der Hexen-Hysterie der Bevölkerung schnell eine vermeintlich Schuldige gefunden- die Hebamme Martha Stechlin, bei der sich der tote Junge häufig aufgehalten hatte.

Obwohl er die Hebamme verhaften und foltern muss, ist Kuisl von ihrer Unschuld überzeugt und bildet mit seiner Tochter Magdalena und dem jungen Medicus Simon Fronwieser ein „Ermittler-Trio“, um die wahren Schuldigen zu finden.

Oliver Pötzsch gelingt es gut, Spannung aufzubauen und auch die Gegensätze in den Denkweisen der Menschen am Übergang von Mittelalter zur Aufklärung sind sehr gut dargestellt. Auf der einen Seite die abergläubischen Bürger, die Quacksalber, die „an Pisse riechen“ und zu Ader lassen – auf der anderen Seite, die skeptischen Protagonisten, die den Hexenwahn verhindern wollen und der Arzt Simon, der wissen möchte, wie der menschliche Körper funktioniert und die in Kräuterkunde bewanderten Kuisls.

Gut gefiel mir, dass man viel über den Beruf des Henkers erfährt und viele historische Begriffe verwendet wurden.

Die Rahmen-Handlung, die nach dem Dreissigjährigen Krieg spielt, hat man so oder ähnlich schon in zig historischen Romanen gehabt:  Hexenverfolgung und die Verdächtige natürlich eine Hebamme; Händler („Pfeffersäcke“), die nur an ihren wirtschaftlichen Vorteil denken, etc. Auch wusste ich recht schnell, wer hinter den Morden und anderen Ereignissen in Schongau steckt.

Erfrischend anders dagegen, dass die Protagonisten ein Henker und seine Tochter sind. Der Henker ist überaus gebildet, denkt fortschrittlich und besitzt seltene Bücher über medizinisches Wissen, die nicht einmal ein Arzt besitzt.  Das alles ist zwar recht unwahrscheinlich, macht die Geschichte aber interessant und der Henker hat die Leser auf seiner Seite.

Der Titel „Die Henkerstochter“ führt ein bisschen in die Irre, denn Magdalena Kuisl ist nur eine der Hauptcharaktere. Vermutlich wollte man hier an die Romane von Iny Lorentz u.ä. erinnern, in denen der Titel auf die Protagonistin anspielt.

Für mich 3,5 Sterne, habe auf vier aufgerundet und werde auch noch die anderen Bände lesen.