Rezension

Hope die Meerjungfrau

Hope - Fluchgebunden
von Tine Armbruster

Bewertet mit 5 Sternen

Hope ist eine Meerjungfrau und verliebt sich unsterblich in einen Menschenjungen. Gabe weiß nichts von ihrem Geheimnis, will aber die unbekannte und geheimnisvolle Frau, die sich nur des Nachts und stets im Wasser mit ihm treffen will, unbedingt näher kennen lernen. Was beide nicht wissen: Ein 400 Jahre alter Fluch lastet auf ihrer Liebe. Gabe ist Hopes vollkommenes Glück - und ihr 100%iger Tod. Das Schicksal lässt sich nicht überlisten. Der Fluch kann nur durch den Tod gebrochen werden.

Dieses Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Sofern ich es beiseite legen musste, lag das nur an etwaigen anderen Verpflichtungen wie arbeiten, nicht, weil es gerade passend war. Ich wollte zu jeder Zeit immer unbedingt wissen, wie es mit Gabe und Hope weitergeht.

Die Charaktere werden zu Beginn der Geschichte leidglich durch ihr Handeln eingeführt, beschrieben werden sie erst nach und nach. Aber alle sind sie sehr liebevoll und detailreich gezeichnet, so dass der Leser wirklich eine klare Vorstellung von ihnen bekommt. Auch die Umgebung, in der Hope lebt, ist sehr lebhaft beschrieben. Trotzdem ergeht sich die Autorin nicht in allerwinzigste Details.

Die Figuren entwickeln sich auch alle unterschiedlich, manche positiv, andere nicht ganz so positiv, aber immer kann der Leser die Entwicklung nachvollziehen; sie ist immer ganz logisch und auch konsequent.

Ich kam aber nicht umhin, den ein oder anderen Vergleich mit bekannten Disneyfilmen oder Märchen zu ziehen. So musste ich bei Hope oft einerseits an "Die kleine Meerjungfrau", dem Märchen von Hans-Christian Andersen, denken, andererseits auch oft an Arielle aus dem gleichnamigen Disneyfilm. Das hat mich schier zur Verzweiflung gebracht, weiß doch jeder, dass es für die kleine Meerjungfrau gar nicht gut ausging und dass Arielle eine zwar liebenswerte, aber dennoch wahnsinnig eigenwillige Person ist, die sich dauernd in Schwierigkeiten brachte. Und Dirdra, die Hexe, die den Fluch über die Königsfamilie brachte, erinnerte mich an die böse 13. Fee aus Dornröschen. All dies brachte eine ganz besondere Stimmung und Spannung in die Geschichte. Egal, wie ich es drehte und wendete, es kann kein gutes Ende geben.

Der Erzählstil war mit kurzen und verständlichen Sätzen sehr flüssig. Es gab keine lange Einleitung in die Geschichte, kein langes Vorgeplänkel, so dass sich der Leser schnell in die Geschichte reinfindet. Der allwissende Erzähler lässt den Leser an den Hauptfiguren in der jeder Lage teilhaben und trägt somit erheblich zum Spannungsaufbau bei. Schlimm, wenn der Leser mehr weiß als die Figuren selbst. :-) Anfangs wird die Spannung zunächst ganz langsam aufgebaut, es gibt keine Szenen, die den Leser an den Rand eines Herzinfarkts bringen. Aber das ändert sich alsbald und der Leser kommt kaum dazu, Luft zu holen. Der Spannungsbogen wird sehr sorgfältig immer weiter ausgebaut und vorbereitet. Die Geschichte wird nie langweilig. Im Übrigen ist der Erzählstil genauestens auf die Sicht der Meeresbewohner abgestimmt. So sagen diese statt "Gott sei Dank" "Poseidon sei Dank!" oder ehrliche Antworten werden jemanden nicht an den Kopf, sondern an die Schuppen geklatscht. Lachen musste ich auch über den Ausruf "Hast du noch alle Fische im Teich?" Entsprechend logisch und immer sehr konsequent sind auch Hopes Gedankengänge und Erfahrungen. Der Erzählstil lässt unsere Welt in einem ganz neuen Licht erscheinen. Was für uns alltäglich ist, ist für Hope unfassbar und neu. Während des Lesens habe ich mich dabei ertappt, wie ich versuchte alle möglichen Dinge jemanden zu erklären, der diese nicht kennt. Es ist schwer vorstellbar, nicht zu wissen, was ein Eis ist oder ein Kühlschrank. Tine Armbruster hat es wirklich an keiner Stelle versäumt, Hope die benötigten Erklärungen zu geben. Einfach super! Aber es gibt immer wieder Momente, in denen Rätselhaftes nicht sofort aufgelöst wird. Die Autorin lässt den Leser etwas zappeln, aber nie so lange, bis er sich vor lauter ungelösten Problemen schon gar nicht mehr daran erinnern kann.

Tine Armbruster versteht es meisterhaft, den Leser mit den beiden Protagonisten mitleiden zu lassen. Ein bisschen Schmachten darf man auch. Alles ist super in der richtigen Mischung aufeinander abgestimmt. Wer also ein bisschen Romantik, Schmachten und fluchgebundene Spannung mag, sollte auf dieses Buch nicht verzichten. Ich vergebe daher 5/5 Sternchen.