Rezension

Ich schreib dir morgen wieder // Cecelia Ahern

Ich schreib dir morgen wieder - Cecelia Ahern

Ich schreib dir morgen wieder
von Cecelia Ahern

Bewertet mit 3 Sternen

Wenn man es mal ganz nüchtern betrachtet, dann ist Cecelia Ahern eine der vielschichtigsten Autorinnen, die mir auf die Schnelle einfallen. Sie hat nicht nur eine Art von Geschichten drauf. Klar, aufgrund ihres großen Erfolges mit P.S. Ich liebe Dich denkt man immer zuerst an eine Liebesgeschichte, wenn man ihren Namen hört. Doch es gibt soviele tolle Bücher, in denen es gar nicht um die große Liebe geht. Auch mit Ich schreib dir morgen wieder versucht sie sich an einer ganz eigenen Story. Nur leider bin ich dieses Mal nur mäßig begeistert.

Tamara ist 16 und hat es im Moment nicht unbedingt leicht. Früher hat sie mitten in Dublin im größten Luxus gelebt. doch die Familie war hochverschuldet. Außer Tamaras Vater wusste das niemand. Der ganze Schlamassel flog erst auf, als dieser sich aufgrund von Schuldgefühlen das Leben nahm. Nun muss die Teenagerin und ihre Mutter raus aus dem Luxus und rein ins Landleben. Denn zukünftig leben die beiden bei Tamaras Tante und ihrem Onkel in einem verschlafenen Nest, weit ab jeglicher Zivilisation. Das einzig Spannende in der Gegend ist das alte Schloss, das hinter Tamaras neuem Zuhause liegt. Dort fühlt sie sich wohl und nicht ganz so mies. Doch dann kommt sie in den Besitz eines einmaligen Tagebuches… Denn dieses verrät ihr bereits am Vortag was Tags darauf geschehen wird.

Hach, ich bin ein Fan solcher Geschichten. Geschichten, in denen die Zeit bzw. die Zukunft manipuliert wird oder vorhersehbar wird. Solche Storys können mich wirklich mitreißen, wenn sie gut gemacht sind. Leider hatte ich vergessen, dass Cecelia Ahern weniger dafür bekannt ist, actiongeladene Spannungsbücher zu schreiben, als dass sie vielmehr auf der Emotionenschiene unterwegs ist. Das Tagebuch ist nämlich neben den ganzen anderen Handlungssträngen vollkommen untergegangen. Es hat auch die eigentliche Handlung nur wenig beeinflusst. Alles in allem war mir gerade dieses Mal die Geschichte irgendwie zu oberflächlich.

Hauptsächlich dreht sich das Buch um die Veränderungen in Tamaras Leben. Anfangs ist sie eine typische verwöhnte Göre, wie man sie aus den amerikanischen High School-Komödien kennt. Sie hat alles und bekommt auch alles, was sie will. Dabei nimmt sie keinerlei Rücksicht auf ihre Mitmenschen. Doch durch den Selbstmord ihres Vaters verliert sie alles, was ihr bis dahin wichtig war: den Reichtum, das große Haus, ihr Zuhause. Plötzlich findet sie sich in einem Haus wieder, in dem sie nicht der Nabel der Welt ist und lebt in einem Dorf, in dem sie keine Freunde hat. Plötzlich muss sie sich mit dem beschäftigen, was ihr noch geblieben ist: sie muss sich mit sich selbst beschäftigen.

Onkel und Tante, die ebenfalls viel Raum in der Geschichte einnehmen, blieben total undurchsichtig, was aber aufgrund der Geschichte auch nötig war. Man merkt von Beginn an, dass es ein Geheimnis in dem kleinen Bauernhaus gibt, das es zu Ergründen gilt. Auch die anderen Charaktere blieben neben Tamara sehr im Hintergrund. Gerade die zwei Jungs, mit denen Tamara sich während ihres Aufenthalts anfreundet, hätte ich auch gerne näher kennengelernt. Aber auch sie treten zurück.

Den Großteil ihrer Bücher schreibt Ahern aus Sicht einer jungen Frau. Mit dieser Tradition bricht sie in Ich schreib dir morgen wieder. Denn dieses Mal handelt es sich bei Tamara nicht um eine junge Frau mitten im Leben, sondern um eine jugendliche Göre mitten in der Pubertät. Damit wäre das Buch auch gut als Jugendbuch durchgegangen. Dabei hat Ahern die Gefühle und Gedanken von Tamara eigentlich ganz gut rübergebracht.

Nur der rote Faden der Geschichte hat mir gefehlt. Welcher Handlungsstrang im Vordergrund stehen sollte, ist mir bis zum Schluss ein Rätsel geblieben. Das Tagebuch hat den einen oder anderen Auftritt, doch das Hauptthema war es definitv nicht. Aber auch das Geheimnis, das alle von Tamara fernhalten wollen, hat seine Hochs und Tiefs. Mich hat ab der Hälfte des Buches das Gefühl beschlichen, dass Ahern zu viel wollte und sich dann verhaspelt hat. Es wurden einfach zuviele Dinge gleichzeitig behandelt und dadurch wies kein Erzählstrang die nötige Tiefe auf. Das Ganze blieb unglaublich oberflächlich.

Zum Ende hin hat sich dieses Durcheinander dann nochmal zugespitzt. Das Geheimnis, das es seit Jahren in der Familie gibt, wird gelüftet, doch es hat mich nicht zufrieden gestellt. Es war für meine Meinung an den Haaren herbeigezogen und die Handlungsstränge sind einfach nicht schön zusammengelaufen. Einzig und allein Tamaras Entwicklung wurde am Ende nochmals wirklich gut und anschaulich dargestellt. Doch wenn ich mir das ganze Buch anschaue, dann bleibt der

In Ich schreib dir morgen wieder ist es alles in allem etwas holprig gelaufen. Cecelia Ahern wollte zuviel und hat einfach zuviele Erzählstränge aufgeworfen, die dann alle nur stiefmütterlich abgegrast wurden. Dadurch konnte mich das Buch nicht wirklich fesseln und die Story plätscherte so vor sich hin. Diese Geschichte ist definitiv nicht eine von Aherns besten. Wirklich schade, denn die Idee mit dem Tagebuch, das einem die Zuunft vorhersagt, wäre so gut gewesen.

Kommentare

lesenbirgit kommentierte am 28. August 2016 um 16:55

Ich bin ein großer Fan von ihr. Ich habe fast alle Bücher von ihr und auch schon gelesen. Sie ist sehr vielschichtig. Keine Geschichte ist wie die andere. Jede auf seine Art gut und beschwingt.