Rezension

Interessanter Auftakt einer Krimi-Reihe aus dem Norden

OstfriesenKiller - Klaus-Peter Wolf

OstfriesenKiller
von Klaus-Peter Wolf

Ich liebe Krimis, vor allem solche die in einer Region spielen, mit der ich etwas verbinden kann. Zudem finde ich Krimi-Reihen besonders toll, da ich dabei miterleben kann, wie die Charaktere wachsen und sie ein Stück weit durch ihre Fälle begleiten kann. Daher habe ich schon oft mit diesem Buch geliebäugelt, doch bevor ich es lesen konnte, gab es noch einen Teil und dann noch einen und … naja es sind mittlerweile ja bereits acht Teile und der neunte ist in Vorbereitung. Nichtsdestotrotz habe ich mich einfach einmal getraut und mit dem Serienauftakt begonnen. Ich wohne zwar nicht in Ostfriesland, aber immer noch so weit nördlich, dass ich die eine oder andere Örtlichkeit, die in diesem Buch erwähnt wird, bereits selbst gesehen habe oder öfter mal im Radio etwas davon höre. Dementsprechend musste ich die Serie einfach beginnen, denn eine Krimi-Reihe, die näher an meiner Heimat spielt, habe ich bisher nicht gefunden.
Mir gefällt der Schreibstil Wolfs ausgesprochen gut. Ich habe das Buch als E-Book gelesen, und erfahrungsgemäß kann ich mich auf ein E-Book wesentlich schlechter konzentrieren als auf ein richtiges Buch, dennoch konnte mich Wolf hier bei der Stange halten, was ich ihm sehr hoch anrechne. Der Fall als solcher war nachvollziehbar und spannend. Angesiedelt ist die Mordserie im Verein “Regenbogen”, einem Verein der geistig behinderte Menschen betreut, wenn ihre Verwandten dies nicht mehr können. Dabei ist es kein Wohnheim, sondern eine Art Hilfe zu Selbsthilfe und die wird meist von Ehrenamtlichen geleistet, die selbst behinderte Verwandte haben. Nun hat es ein Killer auf die Mitglieder des Vereins abgesehen. Nach und nach werden sie – immer auf unterschiedliche Weise – ermordet. Kein Muster ist zu erkennen und so tappen die Ermittler im Dunkeln. Wenn auch die Lösung des Falls sich sehr gut liest, hat mir die Auflösung nicht so gut gefallen, da ich sie sehr – ja, da fehlt mir das passende Wort. Irgendwie empfand ich es als unrealistisch, etwas geschmacklos und zu heftig. Andererseits: warum nicht? Etwas störend, war für mich die Szene, in der Wolf seine Kommissarin mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Diese Episode war ebenfalls etwas sehr krass und ein wenig bereits zu viel des Guten. Ich hätte es besser gefunden, wenn Wolf dieses Pulver nicht sofort verschossen hätte, sondern besser in einen konkreten Fall  integriert, und somit ein eigenes Buch daraus gemacht hätte und dies nicht nebenbei einfach mal so abhandelt, dafür ist mir die Thematik zu brisant gewesen.
In diesem Serienauftakt lernt der Leser die Kommissarin Ann Kathrin Klaasen kennen, die in ihrem bisherigen Leben die Karriere über die Familie gestellt hat und nun vor der Scherben ihrer Liebe steht. Diesen Auftakt empfinde ich einerseits als irritierend, hatte ich daher kein sehr positives Bild von der Hauptperson, andererseits eröffnet diese Situation, in der sie sich befindet, viel Potential für Veränderungen und Entwicklungen, was mir gut gefällt, hat sie den Scherbenhaufen bereits erreicht und der Leser muss den langwierigen Weg dorthin nicht mit ihr gehen. Eine gute Idee des Autors. Was mich aber irritiert hat, war dass ich zwischenzeitlich las, dass sie da “der Chef” ist. Sie hat zwar einen Vorgesetzten, aber die Ermittlungen werden von ihr geleitet und die Souveränität, die diesen Posten ausmachen, habe ich bei Klaasen leider komplett vermisst, irgendwie war ich überrascht, dass sie eine solch hohe Position inne hat, vor allem wenn ich mir ihr Verhalten in Bezug auf eine Zeugin vor Augen führe. Ansonsten jedoch finde ich die Figur Klaasen sympathisch. Sie hat Ecken und Katen und eine Vergangenheit. Auf wenn es an der einen Stelle noch etwas zwickt und kneift mit ihr als Hauptfigur, hat sie auf jeden Fall das Potential eine richtig gute Krimi-Ermittlerin zu werden.
Auch als etwas schade habe ich empfunden, dass der Fokus zu sehr auf Klaasen gesetzt - und ihrem Team von der Kripo nicht so viel Raum gelassen wird, wie es eigentlich in einer Krimi-Reihe für mich üblich ist. So bleiben die Kollegen blass und die Zwischenmenschlichen Beziehungen im Team kommen viel zu kurz. Da es aber ein Reihenauftakt ist der nur 320 Seiten lang ist, ist dafür auch kaum Platz. Mehr Seiten hätten dem Buch daher gut getan.
All diese kleinen Punkte, dir mir negativ aufgefallen sind, mögen daran liegen, dass dies der erste Band dieser Serie ist und Wolf hier noch nicht ausreichend Feingefühl für die Details an den Tag gelegt hat. Etwas weniger spektakuläres Beiwerk und mehr zwischenmenschliche Beziehungen, hätten aus diesem Buch einen Knallerauftakt gemacht. So ist es aber immer noch ein sehr lesenswertes Buch, das mich neugierig gemacht hat auf die Kommissarin und wie es mit ihrem Leben nun weitergeht. Ich werde diese Reihe auf jeden Fall weiter verfolgen, auch wenn ich dazu noch viel aufzuholen habe!

Fazit: Ostfriesenkiller ist ein Auftaktband, der mich überzeugt hat, die Reihe weiterzuverfolgen. Die Kommissarin hat Ecken und Kanten und ist dennoch sehr sympathisch. Wolf hat insgesamt hier einen spannenden Krimi vorgelegt, auch wenn ich finde, etwas weniger Action und mehr Zwischenmenschliches dem Buch gut getan hätten, ist es doch der Auftaktband einer Reihe, die viel Potential hat richtig gut zu werden. Zudem gefällt mir das Setting sehr gut!

Kommentare

Karithana kommentierte am 15. Juni 2014 um 09:39

Hat mir auch gut gefallen und ich starte bald mal mit Teil 4.