Rezension

Interessantes Spätwerk

Finster - Richard Laymon

Finster
von Richard Laymon

Bewertet mit 3 Sternen

Es gibt doch noch Überraschungen: der "neu" Laymon ist tatsächlich relativ neu. Der Roman "Finster" ("Night in the Lonesome October") erschien erstmals 2001, kurz nach Laymons überraschendem Tod und darf somit als eines seiner Spätwerke gelten.

Und darum geht es: Der Student Ed Logan wurde von seiner Freundin verlassen. Um den Kopf frei zu bekommen, begibt er sich auf eine nächtliche Wanderung durch die Kleinstadt Willmington. Dabei trifft er sehr schnell Eileen, die ihn zumindest sexuell reizt. Auch die "Tequila-Frau" Lois und die geheimnisvolle Casey bringen seine Gefühlswelt durcheinander. Außerdem begegnen ihm allerlei schräge und unheimliche Gestalten, wie die Fahrradhexe oder das lichtscheue Gesindel (Gehen Sie nachts nicht unter Brücken!).

"Finster" ist ein für Laymon sehr zurückhaltendes Werk. Die erste unheimliche Action gibt es erst so um Seite 100 (okay, Sex schon bei Seite 58). Er erzählt Eds Geschichte sehr zurückhaltend, fast schon lakonisch. Auch die typisch laymonesken Gewaltexzesse fallen deutlich zahmer aus, als gewohnt.

Der Schreibstil ist unverkennbar Richard Laymon: schnell und gut lesbar, einfache Sätze und sehr dialoglastig. Dazu gesellen sich diesmal jedoch zahlreiche literarische Zitate (!) seiner Hauptdarsteller. Dieses darf man sicherlich als ironischen Seitenhieb auf seine Kritiker betrachten. Besonders deutlich wird dieses, als er eine von Eds Geschichten durch dessen Freund Kirkus beurteilen läßt: " Unbeholfen und angeberisch, voller sinnloser Gewalt und überflüssigem Sex" (331), also genau das, was man Laymon zeitlebens (und auch noch heute) vorgeworfen hat. Vielleicht ist es aber gerade das, was auch heute noch die Faszination Richard Laymon ausmacht.

"Finster" ist bei weitem nicht so harter Horror und so trashig wie von Laymon gewohnt, was sicherlich einige Fans, die mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Lektüre gehen, enttäuschen wird. Man sollte es unvoreingenommen lesen, dann entwickelt das Buch eine ganz eigene Anziehungskraft, die man Laymon garnicht zugetraut hätte.

Fazit: Ein eher leiser Laymon. Ein echtes Spätwerk des Autoren, das eher durch seine Langsamkeit beeindruckt. Auch sehr gut für Laymon-Einsteiger geeignet, die sich nicht gleich an die ganz harten Werke wagen wollen. Für mich eine klare (diesmal sehr subjektive) Kaufempfehlung!