Rezension

Jugendliche Ermittlerin im viktorianischen Zeitalter...

Mord im Gewächshaus -

Mord im Gewächshaus
von Elizabeth C. Bunce

Bewertet mit 4 Sternen

Jugendliche Ermittlerin im viktorianischen Zeitalter - erst sehr bedächtig und langatmig, dann zunehmend charmanter und spannender, klasse!

Die zwölfjährige Myrtle Hardcastle ist eine leidenschaftliche Verfechterin der Gerechtigkeit und verfügt über eine höchst unkonventionelle Besessenheit von der Kriminalwissenschaft. Bewaffnet mit den Gesetzesbüchern ihres Vaters und dem Mikroskop ihrer Mutter studiert Myrtle Toxikologie, hält sich über die neuesten Entwicklungen in der Tatortanalyse auf dem Laufenden und beobachtet ihre Nachbarn in der ruhigen Kleinstadt Swinburne in England. Als ihre Nachbarin, eine wohlhabende Witwe und exzentrische Züchterin seltener Blumen, unter mysteriösen Umständen stirbt, ergreift Myrtle ihre Chance. Unterstützt von Miss Ada Judson, ihrer unerschütterlichen Gouvernante, will Myrtle den Mord an Miss Wodehouse beweisen und den Mörder finden, auch wenn ihr sonst niemand glaubt – noch nicht einmal ihr Vater, der Staatsanwalt der kleinen Stadt. Die viktorianischen Regeln für junge Damen aus gutem Hause reizt sie bei ihren Ermittlungen bis zum Äußersten aus, gerät mehr als einmal in brenzlige Situationen und weiß bald kaum mehr, wem sie eigentlich noch trauen kann. Doch dank ihrer Cleverness und nicht zuletzt mithilfe der Katze der ermordeten Nachbarin findet Myrtle schließlich entscheidende Hinweise... (Klappentext)

Myrtle Hardcastle ist die 12jährige Tochter des ortsansässigen Staatsanwalts und hat schon sehr eigenwillige Hobbys. Sie nennt ein Teleskop ihr eigen, beobachtet jedoch keine Sterne, sondern eher - zu Forschungszwecken - ihre Nachbarn. Sie kennt die Namen vieler Chemikalien und experimentiert auch mit ihnen, untersucht begeistert die Beschaffenheit kleiner Dinge unter dem Mikroskop und interessiert sich brennend für die Erforschung von Giften und deren Wirkung. Kurz: Myrtle ist eine kleine Spürnase.

Bislang war ihr Interesse eher theoretischer Natur, und trotz der klaren Rollenvortellung im viktoriansichen Zeitalter toleriert ihr verwitweter Vater diese skurrilen Eskapaden seiner Tochter. Die Gouvernante Miss Wodehouse sorgt dafür, dass diese nicht ausufern, ermutigt Myrtle jedoch gleichzeitig dazu, selbständig zu denken und eigene Schlüsse zu ziehen. Deshalb greift Miss Wodehouse auch nicht ein, als Myrtle hinter dem plötzlichen Ableben ihrer exzentrischen Nachbarin einen Mord vermutet und zu ermitteln beginnt.

Wer sich jetzt an andere Buchreihen erinnert fühlt wie beispielsweise Flavia de Luce von Alan Bradley: ja, das drängt sich geradezu auf. Beide Mädchen weisen viele Parallelen auf, und doch gelingt es Elizabeth C. Bunce im Verlauf des Jugendkrimis, Myrtle ihren ganz eigenen Stempel aufzudrücken.

Zu Beginn des Romans empfand ich die Erzählung als sehr bedächtig, z.T. auch durchaus als langatmig - Myrtles Spurensuche erweist sich zunächst als zäh, die Handlung tritt etwas auf der Stelle, dafür lernt man zunächst die Charaktere ein wenig kennen. Immerhin handelt es sich hierbei um den ersten Band einer Krimireihe. Die Charaktere rund um Myrtles Familie sind bis hin zu den Nebenrollen liebevoll angelegt, da haben alle ihre kleinen Macken, und zusammen bilden sie eben den etwas unkonventionellen Haushalt Hardcastle.

Bei einem Jugendbuch darf man wohl keine übermäßige Spannung erwarten, da darf man die Ansprüche als versierte:r Krimileser:in eindeutig nicht zu hoch schrauben. Wenn man sich darauf einlässt, erwartet einen im Verlauf jedoch ein zunehmend charmaner, dynamischer und spannender Krimi mit einem ganz eigenen Flair, und auch der Humor kommt hier nicht zu kurz. Das macht definitiv Lust auf mehr!

Band zwei wird also sicher folgen...

 

© Parden