Rezension

Kampf um das Recht

Jeder Einzelne
von Peter Märkert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die Welt stürzt ab. Glassplitter und Blut an seinen Händen, dem Hemd, den Sitzen. Es riecht nach Benzin. Er will hier raus und versucht, die Tür zu öffnen. Sie klemmt...“

 

Mit diesen Sätzen beginnt ein spannender Justizkrimi. Als Marc aus diesem Alptraum aufwacht, ahnt er nicht, dass das Leben schon eine ganz andere Art von Alptraum für ihn bereit hält.

Alles begann mit der Einweihungsfeier der neuen Wohnung seiner Schwester Katrin. Als sich Marc mit einer ihrer Bekannten unterhält, rastet seine Freundin Christina aus. Sie will sofort nach Hause, obwohl beide bei Katrin übernachten wollten. Marc hat getrunken. Trotzdem folgt er Christina und fährt sie. Er lässt sie im Auto schlafen. Am nächsten Tag findet man die tote Frau an der Ruhr.

Alle Indizien sprechen für Marc. Er wird inhaftiert.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. In weiten Phasen wird die Geschichte fast sachlich erzählt und wirkt dadurch besonders beeindruckend. Für Polizei und Staatsanwalt ist der Fall erledigt. Wiederholt wird Marc unter Druck gesetzt, um ein Geständnis abzulegen. Im Gegensatz zu den staatlichen Stellen weiß ich als Leser allerdings, dass Marc nicht der Täter ist. Natürlich hat Marc an den betreffenden Abend eine Menge an Fehlern gemacht. Das aber ist kein Grund, ihn unschuldig zu verurteilen.

Sehr gut werden die Personen charakterisiert. Marc hat den Tod seiner Eltern bei einem Autounfall an seinem 18. Geburtstag vor vier Jahren noch nicht verkraftet, zumal er sich die Schuld daran gibt. Genau deshalb hat er auch das Studium ergriffen, dass sein Vater von ihm erwartet hätte. Das aber macht ihn nicht glücklich.

Die Freundschaft mit Christina war eher eine Zweckgemeinschaft. Christina nimmt das Leben locker. Sie ist es gewohnt, dass es nach ihrem Kopf geht. Marc will keinen Streit und gibt meist nach. Auch hier sind die Ursachen in seiner Kindheit zu finden.

In der Untersuchungshaft trifft Marc Denny wieder, einen Bekannten. Der empfiehlt Marc reinen renommierten Anwalt. Im Gegensatz zum Pflichtanwalt glaubt der seinen Mandaten, dass er unschuldig ist.

Zu den stilistischen Höhepunkten gehört für mich das Gespräch zwischen Denny und Marc. Beide haben ähnliche Erfahrungen in Kindheit und Jugend hinter sich. Das fasst Denny so zusammen:

 

„...Wir funktionieren nicht wie die anderen, sind aus ihrem Kreislauf gefallen. Deshalb sperren sie uns ein.Sie mögen nur Leute, die leben und feiern wie sie...“

 

Ich habe mit Marc gefiebert, wann endlich der wahre Täter überführt wird. Der war allerdings nicht nur raffiniert, sondern konnte sich fast sicher sein, dass ihm niemand die Tat zutrauen würde. Er spielte gekonnt die Rolle des Wolfs im Schafspelz.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wie schnell ein Urteil den Falschen treffen kann.