Rezension

Kate Burkholder ermittelt wieder

Grausame Nacht
von Linda Castillo

Mit „Grausame Nacht“ sind es mittlerweile sieben Bände, in deren Zentrum Kate Burkholder, die Polizeichefin von Painters Mill, steht. Geboren, aufgewachsen und erzogen in einer amischen Familie, verlässt sie aus persönlichen Gründen in jungen Jahren allerdings die Glaubensgemeinschaft und strebt nach einer weltlichen Karriere als Polizistin. Doch ihr amischer Hintergrund ist ihr bei ihren Ermittlungen sehr oft von Vorteil, weiß sie doch, wie ihre ehemaligen Glaubensbrüder und –schwestern ticken. Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch ihre Fähigkeit, deren Sprache zu sprechen und das bzu verstehen. Allerdings wird sie, ob des Verrats an ihrer ehemaligen Religion, auch sehr oft mit Misstrauen  bedacht und geringschätzig behandelt. Und hier bildet selbst ihre Familie in Form von Bruder und Schwester keine Ausnahme, die die „wilde Ehe“ Kates mit John Tomasetti nicht gutheißen, und ihr das bei dem Familienbesuch auch deutlich zu verstehen geben. Aber für Gewissensbisse ist keine Zeit, denn ein schwerer Sturm bedroht das Gebiet um Painters Mill und die Tornadowarnung  mobilisiert sämtliche Einsatzkräfte.

Es ist eine Schneise der Verwüstung, die sich durch die Gegend zieht, und ein längst vergangenes Verbrechen wieder an die Oberfläche bringt. In den Trümmern einer amischen Scheune entdeckt eine Pfadfindergruppe ein Skelett, dessen Untersuchung ergibt, dass der Tote eines gewaltsamen Todes gestorben ist. Nun ist es an Kate und ihrem Team, die Identität des Toten zu klären, wofür sie tief in ihre amische Vergangenheit eintauchen muss. Aber es ist nicht nur dieser Mordfall, der Kates Burkholders vollen Einsatz fordert, auch in ihrem Privatleben bahnen sich schwerwiegende Veränderungen an, die sie komplett aus der Bahn zu werfen drohen…

Ich mag die Burkholder-Reihe. Auf den ersten Blick ist der Unterschied zu konventionellen Kriminalromanen/Thrillern gering, aber schon allein durch die Verortung in einem Amish County wird etwas Einzigartiges daraus. Aber die Autorin sollte darauf achten, dass sie die Besonderheiten der Amischen über deren Sitten und Gebräuche definiert, und nicht fast ausschließlich über Dialogzeilen in Pennsylvania Dutch, dem Dialekt der Religionsgemeinschaft. Und wenn dann zusätzlich jede Unterhaltung in „normales Deutsch übersetzt“ wird, bläht das nur den Umfang auf und ist ermüdend für den Leser.

Die Story an sich ist spannend und gut geplottet, auch wenn es fast schon etwas zu viel „Stoff“ für einen einzigen Roman ist. Dadurch werden einzelne Handlungsstränge zum Ende hin etwas zu hopplahopp abgearbeitet. Und das Super-Woman Verhalten der Protagonistin wirkt leider auch eher unglaubwürdig auf den Leser. Von daher gibt es diesmal einen Stern Abzug!