Rezension

Krimi mit Humor

Steif und Kantig - Gisela Garnschröder

Steif und Kantig
von Gisela Garnschröder

Bewertet mit 3 Sternen

Verbrechen passieren überall - auch im heimischen Garten. Zwei Seniorinnen gehen auf Verbrecherjagd, selbstbewusst, mutig, zielstrebig folgen sie ihrem Interesse die vermeintlichen Straftaten in ihrem kleinstädtisch-ländlichen Umfeld aufzuklären.

Sie kappeln sich über den Pflegezustand ihrer beiden Gärten, über ihr gepflegtes Äußeres und prahlen über ihre Erfolge im Job. Mein Haus - ups meine Doppelhaushälfte, mein Garten, meine Kleidung, mein ehemaliger Lehrerberuf, mein Leben als Rentnerin und mein Umgang mit dem Witwendasein. All das tragen sie vor sich her wie Statussymbole, mit "stolz geschwellter Brust". Haben sie doch alles im Griff und machen was her!
Sie brauchen dafür jedoch keine Fotos, um zu zeigen, was sie haben, sondern können sich tagtäglich selber davon überzeugen. Denn sie teilen sich ein Doppelhaus, und kennen ich seit ca. 60 Jahren. Charlotte Kantig und Isabella Steif - die beiden Schwestern in einer Kleinstadt, in der sie auch aufgewachsen sind. In genau der Doppelhaushälfte, in der nun Isabella wohnt.

Auch wenn sie im scheinbaren Dauerclinch liegen, machen sie auch gerne mal was gemeinsam. Da kommt ihnen die Suche ihrer Heimatstadt gerade Recht. Die Beiden entschließen sich ehrenamtlich als Fremdenführerinnen zu arbeiten. Für das, was in den kommenden Sommerwochen in ihrem Leben passiert wird, ist diese Tätigkeit sehr hilfreich....

Mit einem Toten, bäuchlings im Garten von Charlotte liegend, fängt alles an. Isabella hat ihn entdeckt. Als Charlotte dazukommt, ist er verschwunden.
Die beiden Schwestern bleiben hellhörig, streifen interessiert durch die ihre Stadt und besonders die ländliche Umgebung. Ob zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Auto, immer mit offenen Ohren und Augen nehmen sie alles in ihrer Umgebung auf.
So findet Isabella, wenige Tage nach dem vermeintlichen Leichenfund im Garten ihrer Schwester, in einem nahegegenen Maisfeld erneut einen Körper eingewickelt in eine Kunststoffplane. Doch als die Polizei kommt, ist nichts zu finden. Nicht mehr, oder war da nie was? Hat der kriminalistische Spürsinn, denn die beiden Frauen, sich immer gegenseitig ansporend, über Wochen an den Tag legen, etwa versagt?

Und dann wird doch eine Leiche gefunden. Mord oder Unfall, wie ist der Mann in die Güllegrube gelangt? Nicht nur der Tote beschäftigt Kantig und Steif: Sie beleuchten Geachäftsabschlüsse im landwirtschaftlichen Sektor. Suchen Bekannte und Freunde, die plötzlich unauffindbar sind. Andere Menschen in ihrer näheren Umgebung benehmen sich höchst seltsam. Und dann ist da die Polizei. Die beiden Polizisten des Kleinstadtreviers zeigen sich wenig angetan von den Indizien, Beweisen, Beobachtungen der beiden Schwestern.

Das Cover des ebooks ist passend zu der folgenden Geschichte. Zeigt es einen Traktor auf einer Wiese, im Hintergrund sind Wohnhäuser und ein Kirchturm zu sehen. Denn in einer ländlich geprägten Kleinstadt in Westfalen spielt die Geschichte, und die Landwirtschaft spielt in der Handlung auch eine nicht gerade kleine Rolle. Ich weiß jedoch nicht, ob die Bauernhäuser im Hintergrund wirklich so in Westfalen rumd um Bielefeld und Münster stehen. Ich hätte sie weiter südlich in der Republik vermutet.

Der Krimi "Steif und Kantig" ist ein Zwei-Personen-Stück zweier verrenteter Lehrer-Schwestern, die in ihrer Offenheit für die Geschehnisse ihrer Umgebung gekonnt auf Verbrechen stoßen. In ihrem absoluten Selbstbewusstsein die Verbrechen ihrer Umgebung aufklären zu können, sind sie engagiert, ausdauernd, und nehmen keine Rücksicht auf die Gesetze oder gar ihre eigene Sicherheit. Die Krimihandlung ist dahingehend spannend, dass man immer wieder überrascht ist, wie diese beiden Frauen aus allen brenzligen Situationen heil und unbeschadet herauskommen. Noch dazu mit vielen neuen Informationen, die ihre Theorien bestätigen.
Die Auflösung des Kriminalfalls ist für den Leser fast schon neu, wenn er nur den Spürnasen der beiden Frauen gefolgt ist. Die Autorin hat die Auflösung des Falls anhand der beiden Frauen, die der Leser bei ihren Streifzügen, Recherchen begleitet hat, nach und nach vorangetrieben. Und zuerst einmal einen etwas anderen Weg vorbereitet, was Täter und Tatmotiv betrifft. Das hat mir gefallen.

Die Sprache ist flüssig, man kann meist den kleinen - von beiden Schwestern geliebten - Streitgesprächen folgen. Ein bißchen schwierig habe ich es gefunden, mir nur kurze Zeit nach dem Lesen noch zu merken, welche Schwester im Alleingang, welche Indizien, Beweise, Beobachtungen zur Lösung des Falls beigetragen hat. Doch ist das wichtig, die beiden leben so oder so eine enge Schwesterbeziehung Haus an Haus. Die beiden Frauen rocken alles gemeinsam, und lassen einen weiterlesen. Interessante Typen, diese beiden Frauen 60+.

Die Geschichte ist für mich ein Humoristisches Buch mit Krimihandlung, nichts für typische Krimileser oder gar Freunden von Thrillern. Wer einen kleinen Sprung aus dem Alltag sucht, der findet auch im Winter eine kurzweilige Lektüre mit einem witzigen Duo zweier Damen, die voll und ganz in ihrer Verbrecherjagd aufgehen.