Rezension

Kriminalroman, dessen Gewichtung zu sehr auf den privaten Problemen der Ermittlerin liegt

Tödliche Jagd - Silvia Stolzenburg

Tödliche Jagd
von Silvia Stolzenburg

Bewertet mit 2.5 Sternen

Anna Benz wird an einen Tatort gerufen und stellt mit Schrecken fest, dass sie das Opfer kennt, sie waren einmal gut befreundet. Das Opfer, Sarah Martin, führte ein interessantes Leben, doch wo liegt das Motiv für die Tat?

Im Züricher Zoo wird jemand von einem Tiger getötet. Wer ist der Tote? Wie kam er in das Gehege? War es Mord oder Selbstmord?

Die Todesfälle scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, doch dann gibt es einen Spur-Spur-Treffer.

Dies ist der erste Kriminalroman der Autorin, die bisher historische Romane veröffentlicht hat. Da ich schon einige dieser Romane kenne und mag, war ich sehr gespannt auf den Genrewechsel.

Das Cover ist ausgesprochen gut gelungen, sowohl farblich als auch vom Motiv her spricht es mich sehr an, ob wohl tatsächlich ein Tiger darin vorkommen würde? Schon im ersten Kapitel wird diese Frage beantwortet. Der Einstieg in den Roman ist sehr stimmungsvoll geschrieben, wenn auch das Geschehen nicht sehr idyllisch ist, und hat mir gut gefallen.

Unterteilt ist der Roman in Abschnitte, die zum Teil in der Schweiz, zum Teil in Deutschland spielen. Während in den Schweizer Abschnitten fast ausschließlich aus der Perspektive des Täters erzählt wird (wodurch man als Leser den Ermittlern immer ein Stück voraus ist), geben die deutschen Abschnitte vor allem die dortigen Ermittlungen (inkl. Privatleben der Ermittler) wieder. Trotzdem man das Geschehen in großen Teilen aus Sicht des Täters erlebt, bleibt dieser leider recht blass.

Recht blass bleiben auch die Opfer, auch wenn man über Sarah Martin Einiges erfährt, wird sie als Mensch nicht greifbar, auch, weil Annas Erinnerungen viele Jahre alt sind.

Von Anna erfährt man Einiges mehr, für mich sogar deutlich zu viel. Gefühlt mehr als die Hälfte des Romans befasst sich mit Annas privaten Probleme, die zudem ziemlich extrem sind. Mir ist das viel zu viel, vor allem für eine neue Reihe, sinnvoller hätte ich es gefunden, Anna erst einmal größtenteils unbelastet kennen zu lernen, gerne mit ein paar Andeutungen, und erst im Laufe der Reihe (dass eine Reihe geplant ist, geht aus dem Klappentext hervor) mehr zu erfahren. In einem Kriminalroman sollte es meiner Meinung nach in erster Linie um den Kriminalfall gehen. Gerade, wenn er, wie hier, nur 280 Seiten umfasst, bleibt eigentlich wenig Platz für private Probleme.

Leider mangelt es dem Roman sehr an Spannung. Das liegt für mich auch daran, dass mir die Charaktere ziemlich egal bleiben, ich nicht mitzittern kann. Spannung kam für mich erst auf, als ein kleines Mädchen in das Geschehen involviert wird und beschränkt auch nur auf dessen Schicksal. Gerade diese Storyline kommt mir leider recht konstruiert vor.

Die Autorin hat gut recherchiert, vor allem, was die Kriminalarbeit angeht, so kann man z. B. den Kriminaltechnikern bei der Arbeit zusehen. Dass die Kriminaltechniker vor Ort zwar die Beweise sichern und aufbereiten, aber die Auswertung beim BKA stattfindet, finde ich interessant. Dass allerdings ein Zeuge zu sehr privaten Dingen in Gegenwart seiner Ehefrau befragt wird, erscheint mir nicht sehr glaubhaft und wenig professionell.

Der Roman bietet durchaus die Möglichkeit mitzurätseln, aber eher weniger, was den Kriminalfall angeht, mehr bzgl. der privaten Probleme. Die Auflösung ist dann auch überraschend. Sie ist nicht unlogisch, eher sehr erschreckend, sowohl was das Motiv, als auch was die Brisanz angeht.

Insgesamt hat mich der Roman leider nicht überzeugen können, ich werde wohl keine weiteren Kriminalromane der Autorin lesen, bleibe lieber bei ihren historischen Romanen.