Rezension

Leider eine herbe Enttäuschung für mich

Affären, Alpen, Apfelstrudel - Der erste Fall für Chefinspektor Egger - Walter Bachmeier

Affären, Alpen, Apfelstrudel - Der erste Fall für Chefinspektor Egger
von Walter Bachmeier

Bewertet mit 1 Sternen

Seit Chefinspektor Martin Eggers Frau Leni vor drei Jahren bei einem Bergunfall tödlich verunglückt ist, ist sein Leben aus den Fugen geraten. In tiefe Trauer versunken, schafft er es gerade den Alltag mit seinen Zwillingen Max und Moritz zu bewältigen. Immer wieder verfällt er in depressive Phasen. Doch professionelle Hilfe nimmt er nicht an. Er vergräbt sich in die Arbeit. Als er dann zu einer ermordeten jungen Frau gerufen, die seiner verstorbenen Frau sehr ähnlich sieht, den gleichen Vornamen trägt und auch noch Musikerin ist, klappt er zusammen. Noch immer schreitet sein Vorgesetzter, Hofrat Gmeiner, nicht ein, um Martin schleunigst vom Dienst abzuziehen.

Schnell sind mehrere Tatverdächtige ausgemacht. Das sind mehrere Mitschülerinnen des Opfers am Salzburger Musikkonservatorium, der gemeinsame Professor und auch die Aushilfen der Berghütten. Martin gerät in den Sog von drei Frauen, Alex, Amelina und Jule, die alle etwas zu verbergen haben. Auch der Musikprofessor aus Salzburg ist dringend der Tat verdächtig, ist doch das Mordopfer von ihm schwanger gewesen. Immer tiefer verstrickt sich Martin in einem Geflecht von Manipulationen an denen auch seine Schwester Helga ihren Anteil hat. Er beginnt sowohl mit Amelina als auch mit Jule, den verdächtigen Zeuginnen, eine hitzige Affäre. Eine höchst bedenkliche Situation, die die eigentliche Handlung, nämlich die Mordermittlung völlig in den Hintergrund drängt. Der Mordfall geht im häuslichen Chaos und des ausufernden Sex-Lebens des Trios unter. Die Aufklärung des Verbrechens passiert dann eher zufällig und nebenbei.

Meine Meinung:

Die Kurzvorstellung dieses Krimis „verwitweter Kriminalbeamter mit zwei Söhnen trauert nach wie vor um seine bei einem Bergunfall verstorbene Ehefrau. Um sich abzulenken vergräbt er sich in ein seinen neuen Fall.“ verheißt einen interessanten Ansatz. Alleinerziehende Väter sind sowohl im wirklichen Leben als auch in der Literatur nicht allzu häufig zu finden.

Weder die Kurzinfo noch der Titel halten, was sie versprechen.

Einzig die „Affären“ sind bis zum Überdruss vorhanden. Die Alpen kommen zu kurz. Denn obwohl die Geschichte im Nationalpark Hohe Tauern spielt, erfährt man so gut wie nichts über die Gegend. Es ist zwar von Smaragden und deren Diebstahl die Rede, doch dass die hier im Habachtal gefunden werden, wird nicht erwähnt. Auch das dritte Wort des Titels (diese Alliterationen haben im Midnight-Verlag Tradition), nämlich „Apfelstrudel“ ist dem Autor keine Silber wert. Chefinspektor Egger verspeist eine Sachertorte.

Es ist für mich persönlich völlig unglaubwürdig, dass sich ein Kriminalbeamter während der laufenden Ermittlungen gleich mit zwei Verdächtigen und/oder Zeuginnen auf ein sexuelles Verhältnis einlässt und der Vorgesetzte sieht tatenlos zu. Martin hätte da sofort als befangen abgezogen gehört.

Leider ist das Buch auch sprachlich keine Meisterleistung. Ein bisschen Dialekt macht noch keinen „Alpenkrimi“. Auf den ersten neunzig Seiten herrscht das Wort „augenscheinlich“ vor, später im Text dann „gepimpert“. Mit ein bisschen mehr Empathie für Frauen wäre ein anderes Wort dafür passender gewesen. Dass Männer untereinander so sprechen, ist authentisch. Ich glaube auch nicht, dass Missbrauchsopfer in dieser Art über diese ihnen angetane Gewalt sprechen. Martins Frauenbild ist mehr als fragwürdig. Einerseits verehrt er seine verstorbene Frau wie eine Heilige und lebt de facto in einem Schrein, andererseits nutzt er Amelinas berechnende Art und Julchens Naivität aus. Es ist von „Kindern, Mädeln und Frauen“ die Rede, wenn von den Studentinnen die Rede ist. Nach wenigen Stunden der Bekanntschaft ist von Heirat die Rede und wie gerne sie Martin „bedienen“ möchten.  Die jungen Frauen werden zu Sexobjekten regelrecht degradiert. Nein, das gefällt mir gar nicht!

Fazit:

„Affären, Alpen, Apfelstrudel“ ist weder Liebesgeschichte noch Krimi sondern vor allem eine herbe Enttäuschung. Sex sells eben nicht immer. Von einem weiteren Buch des Autors werde ich Abstand nehmen. Leider kann ich ruhigen Gewissens auch keine Leseempfehlung aussprechen.

Kommentare

Nelebooks kommentierte am 28. November 2016 um 11:13

Oh, ich habe es als Rezensionsexemplar und muss es daher auf jeden Fall noch lesen. Jetzt ist meine Motivation sehr gesunken ...