Rezension

Leider sprachlich und strukturell überhaupt nichts für mich, inhaltlich auch enttäuschend

Lichtungen
von Iris Wolff

Bewertet mit 1 Sternen

Die Sprache des Buches ist sehr poetisch und das hat scheinbar vielen Menschen gefallen, aber ich kann damit schlicht nichts anfangen. Die vielen bildhaften Beschreibungen sind mir zu viel, überfordern mich und hindern meinen Lesefluss enorm. Manche Passagen habe ich einfach überflogen, weil sie mich zu sehr gelangweilt haben. Außerdem fand ich die Struktur des Buches herausfordernd. Es wird rückwärts erzählt, das aktuellste Kapitel kommt also zu Beginn und das letzte zeichnet den Anfang von Levs Leben. Dadurch hatte ich ständig das Gefühl, mir fehlen wichtige Details. Die wurden dann in späteren (also zeitlich früheren) Kapiteln zwar nachgereicht, aber dort fehlte mir schon wieder der Bezug zu dem, was im Kapitel davor passiert ist. Ich hatte auch mehrfach den Eindruck, dass mir Einiges an Grundlagenwissen (z. B. über Rumänien und die Revolution gegen das kommunistische Regime) fehlt, was das Einfühlen in die Geschichte für mich weiter erschwert hat.

Gleichzeitig bekomme ich Lev als Protagonisten emotional einfach gar nicht zu greifen. Durch den zeitlichen Verlauf gibt es meinem Empfinden nach schlicht keine Chance, die Figur wirklich tief werden zu lassen. Kaum nimmt der Charakter etwas Gestalt an, ist das Kapitel vorbei und wir gehen im darauffolgenden wieder einige Jahre zurück. Mit jedem Kapitelwechsel entglitt mit Lev als Figur wieder. Auch waren alle anderen Charaktere für mich einfach platt. Kato nimmt scheinbar so eine große Rolle in Levs Leben ein, bekommt aber einfach gar kein emotionales Profil. Lev finde ich persönlich auch überwiegend unsympathisch.

Ich wollte das Buch trotzdem gern beendet, weil immer mal traumatische Erlebnisse angedeutet wurden, über die ich mehr erfahren wollte. Die zweite Hälfte des Buches fand ich dann auch besser, aber immer noch anstrengend. So wird zum Beispiel Levs Militärdienst und Jugend beschrieben, was den Charakter zumindest einmal etwas genauer zeichnet. Das hat mir zwar gut gefallen, aber ich hatte mich davor eben schon geärgert, dass das so lange zu wenig passiert ist. Es empfiehlt sich wahrscheinlich, das Buch wirklich in einem Rutsch zu lesen - dafür fand ich die Sprache und Struktur aber einfach zu anstrengend.

Dafür, dass es laut Klappentext so sehr um Freundschaft gehen soll, kam mir die eindeutig zu kurz. Also auch abgesehen davon, dass die Sprache einfach nicht mein Geschmack ist, war ich vom Inhalt im Vergleich zu dem, was ich erwartet hatte, wirklich enttäuscht.