Rezension

Licht und Schatten

Licht und Schatten - Zoran Drvenkar

Licht und Schatten
von Zoran Drvenkar

Inhaltsangabe:
Es ist der Winter 1704 und der Tod sitzt auf dem Wipfel einer Tanne und wartet geduldig auf die Geburt eines Kindes. Er ist nicht der einzige – ein Raunen wandert um die Welt und die Schatten lauschen mit gespitzten Ohren.
Schon in jungen Jahren macht sich Vida auf den Weg, um die Wahrheit zu finden. Sie hört den Ruf der Toten und begegnet ihrer eigenen Zukunft. Mit dreizehn lehren ihre Tanten sie die Mudras der Verbannung und sich ohne Waffen zu verteidigen. Denn Vida wurde geboren, um das Licht auf die Welt zurückzubringen. Aber niemand rechnet damit, dass sie ihren eigenen Weg geht und selbst dem Tod die Stirn bietet.
Cover:
Mir ist das Cover beim Stöbern im Internet direkt ins Auge gefallen, obwohl es so schlicht ist. Wahrscheinlich aber auch gerade deshalb. Es erweckt bei mir von den Farben und Elementen, die zu sehen sind, eher einen kargen und kalten Eindruck, aber genau das hat das Cover für mich so spannend gemacht, da es zwischen den anderen Jugendbüchern, die eine eher aufwendige Gestaltung aufweisen, sehr herausgestochen ist. Überrascht war ich dann über die schöne Aufmachung im Inneren des Buches und über die angenehme Haptik beim Halten.
Setting:
Russland im frühen 18ten Jahrhundert strahlt eine Faszination auf mich aus. Ich finde Bücher, die in diesem Land und in den vorangegangen Jahrhunderten spielen eh toll und auch sehr interessant. Ich verbinde sehr viel Magisches mit dem Land. Russland ist ein Land in dem Religion und Aberglaube Hand in Hand gehen und dementsprechend existieren viele Sagen und Märchen in Russland. Und genau diese Ambivalenz finde ich so spannend. Dieses Buch spiegelt vieles von dem wider, was ich mit dem Land verbinde und wirkt selbst als wäre es ein Märchen, es hat auf jeden Fall etwas Märchenhaftes und Magisches an sich, was für mich über eine reine Fantasygeschichte hinausgeht.
                                  
Charaktere: 
Ich muss sagen, ich hatte während zweidritteln der Geschichte eher eine gespaltete Meinung zu Vida, ich empfand sie als sehr selbstbewusstes, starkes und vor allem auch sehr selbstsicheres Mädchen. Sie hat einen bleibenden Eindruck mit ihrer Art hinterlassen, da sie auf mich gewirkt hat, als wüsste sie immer, was sie will und wie sie das erreichen kann. Sie ist sehr unabhängig. Und hat einen eigenen Kopf. Aber manchmal hat genau das mich gestört. Manchmal war sie zu uneinsichtig und hätte, meiner Meinung nach, öfter auf die Erwachsenen hören sollen, denn sie hat sich dadurch häufig in Gefahr gebracht. Ich musste mich in Gedanken des Öfteren selbst bremsen und mich darauf besinnen, wie ich selbst als Zehnjährige gewesen bin. Wahrscheinlich hätte ich dann auch nicht auf meinen Vater oder meine Tanten gehört. Ihr Verhalten war aufgrund dessen absolut nachvollziehbar für mich gewesen, vor allem, wenn man ihren unstillbaren Hunger nach Wissen und der Welt nicht außer Acht lässt.
Von den restlichen Charakteren konnte ich einen guten, aber auch eher oberflächlichen Eindruck gewinnen. Ich empfand aber die öfter präsenten Charaktere wie den Vater und die Tanten sehr angenehm. Ich wusste, was deren Motivation in dieser Geschichte gewesen ist. Einen genauen Einblick in ihre Denkweisen wurde einen aber leider nicht geboten, da mich vor allem auch ihre eigene persönliche Geschichte interessiert hätte. Trotzdem konnte ich aus jeder Seite des Buches entnehmen, wie bedingungslos Vida von diesen vier Personen geliebt wird, wie sehr sie sie beschützen wollen und wie viel es ihnen, vor allem den Vater, abverlangt, Vida immer und immer wieder ziehen zu lassen, damit sie die Welt und sich selbst kennen lernen kann.
Fazit:
Alles in allem, finde ich, dass das ein sehr gelungenes Buch ist. Ich bin von der ersten Seite an direkt in die Handlung eingestiegen und habe das erste Drittel in mehreren Stunden verschlungen. In der Mitte hatte sich das Buch leider etwas gezogen, aber trotzdem hat mich die Geschichte von Anfang an gefesselt, weil sie etwas Besonderes ist. So ganz untypisch in Vergleich zu anderen Jugendbüchern, die ich bislang gelesen habe. Dies ist kein durchschnittliches Jugendbuch, das von Anfang an durchschaubar ist.  Ich hatte viel Spaß beim Lesen und habe mich an der Geschichte und den Charakteren erfreuen können. Der Autor hat mir die Möglichkeit gegeben in ein magisches und mythisches Russland einzutauchen und sein persönliches russisches Märchen kennen lernen zu dürfen. Leider blieben für mich noch einige Handlungsstränge offen und ich hoffe, dass es ein zweites Buch gibt, denn so wie das Buch geendet hat, ist das für mich noch kein richtiger Abschluss.