Rezension

Liebe geht durch den Magen

Für jede Liebe ein Problem -

Für jede Liebe ein Problem
von Anita Kelly

In Dahlias Leben reiht sich gerade eine Katastrophe an die nächste. Umso besser, dass sie gerade in der Koch-Realityshow "Chef's Special" gecastet wurde. Dort lernt sie nicht nur kulinarische Höhen und Tiefen sowie die Vorgänge hinter den Kulissen einer Fernsehsendung kennen, sondern auch London, ein*e nonbinär*e Kandidat*in - und zwischen den Töpfen fliegt vielleicht sogar der ein oder andere Funken.

Man kann dem Buch wirklich nicht vorwerfen, dass es eine ausgelutschte Thematik hat. Ich glaube, ich habe noch nie ein Buch mit einer nonbinären Person, geschweige denn Protagonist*in gelesen. Die Autorin schafft es, den Alltag und die Lebensrealität dieser Menschen sehr gut darzustellen und konnte damit bei mir auch für mehr Verständnis und Klarheit sorgen. Damit einhergeht natürlich aber auch die Problematik der Pronomen, die sich im englischen Original sicher weniger kompliziert lösen lässt als in dieser deutschen Übersetzung. Wenn es um London geht, werden die Neopronomen dey/demm verwendet, die natürlich sehr gewöhnungsbedürftig sind und auch mir beim Lesen manchmal Schwierigkeiten bereitet haben. Andererseits wüsste ich auch keine bessere Lösung und ich denke, die Übersetzer Christopher Bischoff und Hanna Christine Fliedner haben hier schon die bestmögliche Arbeit geleistet. Wer mit solchen relativ neuen sprachlichen Konzepten nicht klarkommt, sollte sicher Abstand von diesem Buch halten, gleichzeitig finde ich es einfach nicht fair, dem Roman einzig und allein aus diesem Grund eine schlechte Bewertung zu geben. 

Besonders gut gefiel mir an diesem Buch das Setting der Reality-Show. Die Einblicke hinter die Kulissen fand ich super spannend und die Autorin schaffte es auch, dass ich richtig mit den Kandidat*innen mitfieberte. Auch das ist wieder ein Aspekt, den ich so noch nicht aus anderen Büchern kenne. Tatsächlich hätte ich mir gern noch mehr davon gewünscht.

Leider konnte die Geschichte einfach nicht schaffen, dass ich in die Liebesgeschichte von Dahlia und London investiert bin. Wie bereits erwähnt, hatte ich mehr Interesse an der Kochshow und den Vorgängen hinter den Kulissen als an den beiden - und das ist bei einem Romance-Buch, glaube ich, kein gutes Zeichen. So richtig konnte ich hier nie eine Chemie zwischen den beiden spüren.

Das Buch versucht auf jeden Fall viel Neues und ich hoffe wirklich, dass wir in Zukunft  mehr tolle Geschichte mit nonbinären Protagonist*innen lesen dürfen. Leider konnte mich "Für jede Liebe ein Problem" nur mittelmäßig überzeugen.