Rezension

Liebe und kämpfe als gäbe es ein Morgen

Lebe, als gäbe es kein Morgen -

Lebe, als gäbe es kein Morgen
von Charlotte Taylor

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sympathische Hauptfiguren in einer lebensnahen Story von mystischer Anziehungskraft. -- Die mit Walen flüstern.

Reed, der mit 35 Jahren älteste Sohn der Archer Familie, ist Walforscher kurz vor seiner Dissertation und Inhaber eines Whale Watching Unternehmens, welches sich aber nicht von einer ausbeutenden Attraktionserhaschung treiben läßt; denn bei seinen Walbeobachtungs-Ausflügen stehen Schutz der und Respekt vor den Meeresbewohnern im Einklang mit der Natur an erster Stelle.

Seit über 5 Jahren Witwer kümmert er sich liebevoll um die mittlerweile 13jährige, quecksilbrige und Pubertät bedingt aufmüpfige Tochter Grace.

Ihre neue, engagierte und begnadete Kunstlehrerin ist die 29jährige Kiona Brooks, die von Unbeantwortetem aus ihrer Vergangenheit zu ihrer Heimatstätte und ihren indigenen Wurzeln zurückgezogen wurde.
Was Reed & Kiona zusammenführt, ist eine tiefe Passion zu Orcas.
Aber reicht das, um schwärende Wunden beider endlich verheilen zu helfen?

+ + + +

S.220, Kiona: „Es war beängstigend und berauschend zugleich, derart viel für einen anderen Menschen zu empfinden.“
Und auch Reed findet in Kiona ‚den fehlenden Teil seiner Seele‘.

Endlich mal wieder eine Lovestory ohne Intrigen und Betrug ZWISCHEN den Protas, sondern in welchem sich die beiden Herzensmenschen offen und ehrlich einander anvertrauen und zueinander halten, trotz so Tragischem im Hintergrund. Wie die jeweilige Charaktere mit ihren lebensverändernden Schicksalsschlägen umgeht ist dabei genauso beeindruckend und Mut spendend.

Ruhepol Reed als verantwortungsvoller Wissenschafter, wie großartiger Vater und treuer Beschützer entzückt in seiner Hingabe ebenso wie die durch ihren gewachsenen Mut und Stärke sich für Gerechtigkeit einsetzende Außenseiterin Kiona, noch dazu eine ambitionierte, pädagogisch-vorbildhaft-wünschenswerte Lehrerin, die in ihrem Element einer bildenden Künstlerin voll aufgeht und die Seele von Tieren in Holz zu bannen vermag.

Doch Obacht:
dies ist kein x-(mas-)beliebiges Buch um den Neujahrespakt „Mission: Liebe“, denn die Autorin wartet neben Familie & Freunde und dem Fokus auf eine wunderbare Liebe-auf-den-ersten-Blick mit einer ganz besonderen Palette an komplexen Themen aus dem richtigen Leben auf, wie: profitorientiertem und aggressivem Tourismus, Diskriminierungen aller Kategorien und in jeglicher Hinsicht, Mobbing, Vorurteile und der Proaktivität gegen all das, obendrein der Fridays for Future-Bewegung.
Selbst eine eingeschobene Crimeline gen Ende versteht aufzuwühlen.
So wie Reed ein fantastischer Tröster in Wort und mit Tat ist (allein das ist schon lesenswert!), so handelt es ferner um die Macht von (einzelnen) Worten in unserem Leben, die immens schaden oder Gutes bewirken.

Wale & Orcas sind Leitmotiv, wobei sie für den absoluten Fan möglicherweise noch zu zurückhaltend auftauchen, aber trotzdem ein Must-Read für ihn (und den Hundeliebhaber!) bleibt.
Hautnah nimmt Charlotte Taylor die Leserschaft mit auf Waltour. Unglaublich gut und mit behutsamen Feingefühl sind die außergewöhnlichen Begegnungen mit diesen Meeressäugern in Szene gesetzt und öffnen richtig das Herz. Wie Kiona in für sie anfänglich unbegreiflicher Faszination diese mystische Verbindung zu Orcas ehrfürchtig wahrnimmt und sich dieses Band mit Erkenntnis festigt, ist einzigartig ausgeführt – und macht dieses Buch deshalb zu einem Highlight. Dabei streift die Autorin zart indigenes Erbe und die Schutztiermythik als geistiger Beistand, die sich sogar sagenhaft in kreativer und kraftspendender Kunst äußert und dazu ermahnt, auf seine innere Stimme zu hören, der Intuition zu folgen.

Wer sich bisher noch nicht so recht mit der von Greta Thunberg iniziierten FFF-Bewegung auseinander gesetzt hatte, könnte nun das Für & Wider von Protestdemos kennenlernen (oder sich einfach mal wieder mit Greenpeace, PETA & Pro Wildlife beschäftigen!). Im Kampf gegen den Klimawandel kommt es hier Charlotte Taylor darauf an, Missstände zu hinterfragen, sich auszusprechen und für eine Auflösung einzusetzen.
Allerdings läßt die Autorin dabei - bis auf Erwähnung des Zugrundegehens von Walen durch Verlärmung der Meere - eine Darstellung grausamen Tierleides durch Abschlachtung, Gefangennahme und den Giftcocktail verheerender Verschmutzung, Zerstörung deren Lebensraumes Wasser, samt drohender Ausrottung der Hälfte aller Orca-Bestände weltweit, außen vor.
Vielleicht mag aber trotzdem die*der ein oder andere Leser*in gerade durch dies sensible Buch (noch mehr) in Liebe zu diesen Geschöpfen verfallen und sich intensiver mit dem Schutz dieser, bzw. aller Wesen befassen.
 

F A Z I T:
Traditionelle Verehrung erfährt der Schwertwal, der Riese unter den Delfinen, auch heute noch von First Nations N-Amerikas.

Ins winterliche Vancouver Island, größte Insel an der Westküste Kanadas, versetzt kann mittels dieser Lektüre hautnah eine Ahnung dafür entwickelt werden, was es mit Orcas als spirituelle Krafttierbegleiter auf sich hat.

Ein unterhaltsamer Liebesroman mit einem absoluten Traumpaar in Wohlfühlcharme-Umarmung – ja! Aber, so viel mehr als das! Eine Geschichte mit wertvollen Momenten, besonderen (Meeres)Tiefen, voller Mut und echtem Leben, die unerwartet inspiriert und bewegt, dabei aber auch Humorvolles und genauso das Mehr zwischen Himmel und Erden einwebt!

Das Leben ist heilig, ebenso kostbar die Liebe - knapp bemessen doch folgenreich unsere Zeit auf diesem blauen Planeten. Gehen wir sorgsam und bewußt damit um!

Ein Buch-Geschenk auf dem Weg zum Bestseller, welches sich geradezu perfekt für den Jahresausklang und den Übergang zu einem Neubeginn anbietet. Und, eine Autorin von energetischem und empathischem Stil, die, egal unter welchem Pseudonym oder Genre, unbedingt im Auge behalten werden sollte (z.B. alias Charlotte McGregor die schottische Highland Hope-Reihe).
 

Bewertung: 4,5 Sterne