Rezension

Märchenhafter Kriminalroman

Grimms Morde - Tanja Kinkel

Grimms Morde
von Tanja Kinkel

Bewertet mit 5 Sternen

Allgemeines:

Grimms Morde ist am 02.11.2018 als Taschenbuch bei Droemer erschienen. Das Taschenbuch hat 480 Seiten und ist optisch der gebundenen Ausgabe identisch. Ein Hingucker ist das Cover nicht. Besonders im Angesicht der gewählten Thematik hätte man mit Sicherheit ein etwas märchenhafteres Cover gestalten können. Aber auch der ausgewählte Zettel wird noch eine Rolle spielen…

Autorin Tanja Kinkel wird den meisten von euch ein Begriff sein. Wurde sie doch bereits mit vielen Preisen für ihre stets historisch inspirierten Werke ausgezeichnet. Ein Buch von ihr in die Hand zu nehmen und den jeweiligen Protagonisten näher zu kommen, lohnt sich eigentlich immer.

Inhalt:

„Der neue historische Roman der Spiegel-Bestseller-Autorin Tanja Kinkel führt zurück in das neunzehnte Jahrhundert und verbindet märchenhaftes Setting und historische Spannung mit einer grausamen Mordserie: Aus Grimms Märchen werden Grimms Morde: Die Mätresse des hessischen Kurfürsten wird bestialisch ermordet, und die einzigen von der Polizei vorgefundenen Hinweise führen zu den Brüdern Grimm und zu den Schwestern von Droste zu Hülshoff. Nur die Zusammenarbeit der ungleichen Geschwisterpaare kann die Wahrheit über Morde und Märchen an den Tag bringen. In einer Zeit, wo die Errungenschaften der Freiheitskriege verloren gehen, Zensur und Überwachung in deutschen Fürstentümern wieder Einzug halten, müssen die vier sich den Verwicklungen der Vergangenheit stellen, um die Rätsel der Gegenwart zu lösen.“ (Quelle: Droemer)

Meine Meinung:

Mich faszinieren Märchen bereits seit meiner frühen Kindheit. Ich sammle alte (und neuere) Märchenbücher und freue mich jedes Mal, wenn ich einen großartigen Fund auf dem Flohmarkt mache. Märchen üben auf mich eine Faszination aus, die ich euch gar nicht genau erklären kann. Sie ist einfach da und nimmt mich immer wieder von neuem gefangen. Ich lese sie gerne und lese sie auch gerne vor. Aus diesem Grund stand es für mich außer Frage, dass ich Tanja Kinkels Grimms Morde lesen muss.

Tanja Kinkel ist mir seit langer Zeit als hervorragende deutsche Autorin bekannt. Sie recherchiert für ihre Romane stets gründlich und ihr gelingt es immer, ihre Leser in die von dir ausgewählte Zeit mitzunehmen. Und so war es auch dieses Mal.

Kinkel kombiniert in ihrem Roman eine Kriminalgeschichte mit dem Leben der Gebrüder Grimm und ihren Begegnungen mit den Droste-Zwillingen im neunzehnten Jahrhundert. Die Gebrüder Grimm sind wohl jedem von uns ein Begriff, die Droste-Zwillinge kannte ich zu meiner Schande bisher nicht. Anette von Droste hat Die Jugendbuche, laut Kinkel eine der ersten großen Kriminalgeschichten der deutschen Literatur, geschrieben. All der damals herrschenden Vorurteile gegenüber schreibenden Frauen zum Trotz hat von Droste sich durchgesetzt. Bewundernswert!

Kinkel verknüpft in ihrem Roman Fiktion mit wahren und interessanten historischen Ereignissen. Ihr gelingt das in all ihren Büchern so gut, dass ich nach dem Beenden stets zunächst ihr Nachwort lese und mich dann in weitere Recherchen über das Gelesene begebe.

Ehrlich gesagt fiel mir der Einstieg in die Geschichte von Grimms Morde nicht leicht. Er fiel mir sogar schwer. Vermutlich liegt auch das aber an dem Talent Tanja Kinkels. Ihr gelingt es so gut, die deutsche Sprache der damaligen Zeit nachzuempfinden, dass ich vor allem zu Beginn der Lektüre vielfach Sätze mehrfach lesen musste, um sie zu verstehen. Ich habe deshalb so manches Mal geflucht und wollte das Buch schon fast abbrechen. Aber der Autorin ist es gelungen, mich zu fesseln. Trotz der komplexen Sätze und gerade, weil sie mir so viel über die damalige Zeit erzählt. Ich habe das Gefühl, nun viel mehr über Hessen, Kassel und sämtliche dort damals herrschenden gesellschaftlichen Gepflogenheiten zu wissen. Vermutlich habe ich mich auch das erste Mal ernsthaft mit dem Thema des Kurfürstentums auseinandergesetzt. Dieser Roman war beinahe wie eine kleine Geschichtsstunde für mich.

Die Gebrüder Grimm werden in diesem Roman als sehr unterschiedliche Protagonisten dargestellt. Wilhelm ist in jedem Fall der menschlichere und Jacob der unnahbarere von beiden. Aber auch die anderen Geschwister der Familie erhalten ihren Auftritt. Spannend fand ich die ausführlich entfalteten Details zur Entstehung der Kinder- und Hausmärchen der Brüder. Natürlich war mir bewusst, dass die beiden die Märchen gesammelt und zusammengestellt haben…, aber wie das genau abgelaufen ist, und aus welchem Grund es überhaupt geschah, darüber habe ich mir im Vorfeld der Lektüre weniger Gedanken gemacht. Nun blicke ich mit ganz anderen Augen auf meine sehr alte Ausgabe der Märchen…

Fazit:

Ein besonderer und märchenhafter Ausflug in die Lebenswelt der Gebrüder Grimm.