Rezension

Ein Treffen mit den Droste-Schwestern und den Gebrüder Grimm

Grimms Morde - Tanja Kinkel

Grimms Morde
von Tanja Kinkel

Bewertet mit 5 Sternen

Ich durfte diesen Roman im Rahmen einer Leserunde lesen - danke nochmal dafür.

Dieses Jahr hatte ich mich schon ein wenig mit Annette von Droste von Hülshoff beschäftigt, und auch zu den Gebrüder Grimm war das eine oder andere Wissensbruchstück vorhanden. Und so hatten mich die Protagonisten dieses Romans neugierig auf die verbindende Geschichte gemacht. Das war dann zunächst ein (fiktiver) Mordfall in Kassel, wodurch die Geschichte nach der Vorstellung der Droste-Schwestern im Roman auch durchgehend in Kassel spielte und nicht in Münster.

Durch den Sprachstil kann man als Leser problemlos in die Zeit des Romans eintauchen (Restauration, wohl 1821), und die inneren Monologe der Protagonisten erzählen auch viel über den gesellschaftlichen Umgang in der Zeit. Sowohl Jacob Grimm als auch Annette von Droste Hülshoff stehen durch ihr (modernes?) Verhalten eher am Rand der Gesellschaft, Jenny von Droste Hülshoff und Wilhelm Grimm verhalten sich da angepasster.

Da der eingangs beschriebene Mordfall Bezug auf ein Märchen nimmt, das von den Droste-Schwestern gekommen war, fühlen die sich verpflichtet, den Grimm-Brüdern in Kassel beizustehen. Und insbesondere Annette hat einen wesentlichen Anteil ander Aufklärung.

Sehr deutlich wird aber auch, dass für Adel und Bürgertum wohl noch nicht die gleichen Gesetze gelten, und die Polizei vorrangig zum Schutz der geltenden Ordnung eingesetzt wird, was insbesondere Jacob Grimm in Schwierigkeiten bringt.

Die Interaktion der Droste-Schwestern und der Grimm-Brüder beruht teilweise auf überlieferte Briefe und war durchaus sehr lebhaft. Für mich war das auch das spannendeste am Buch - mehr über die Zeit und die Protagonisten zu erfahren. Und das ist Tanja Kinkel gelungen. Dass gleichzeitig auch sämtliche Handlungsstränge am Ende stimmig aufgelöst werden trägt mit dazu bei, dass mir dieser Roman sehr gefallen hat.

Zum Schluss erklärt Tanja Kinkel dann auch, welche Teile der Geschichte Fiktion sind und welche Teile auf historischen Gegebenheiten beruhen oder daran angelehnt sind. Und sie liefert eine Bibliographie mit. Meiner Meinung nach für einen historischen Roman sehr wichtig.

Klare Leseempfehlung, wenn man gerne historische Roman liest - die Krimi-Handlung ist hier aber nur der Rahmen für die Geschichte.