Rezension

Mäßig glaubwürdig

In der Stille der Polarnacht -

In der Stille der Polarnacht
von Greer Macallister

Bewertet mit 3 Sternen

An diesem Buch hat mich das Thema sehr gelockt. Eine Expedition in die Arktis bestritten von einer reinen Frauengruppe, wie kann das sein, noch dazu im Jahr 1853? Das ist originell und verspricht eine tolle Geschichte. Leider passiert gerade diese Geschichte in diesem Buch eher am Rande. Wir beschäftigen uns mehr mit dem Vorher und dem Nachher.

Zunächst müssen sich die Teilnehmerinnen der Expedition finden. Man lernt sie ein wenig kennen und tritt mit ihnen die beschwerliche Anreise an. Und parallel blickt man in einen Gerichtssaal wo ein Jahr später verhandelt wird, ob Virginia Reeve die Schuld dafür trägt, dass einige Teilnehmerinnen ums Leben kamen. Hat sie die Gruppe ins Unglück geführt?

Das Buch ist sehr einfühlsam und atmosphärisch geschrieben. Man kann sich alles sehr gut vorstellen, einzig die Motivation des Ganzen bleibt schwammig. Es ist ungewöhnlich, dass so eine Expedition nur von Frauen unternommen wird. Wenn sie es denn trotzdem tun, möchte ich die Gründe dafür wissen, die werden hier aber eher kurz und mäßig überzeugend abgehandelt. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, das auszublenden und dachte die ersten 50 Seiten hauptsächlich: Absolut unrealistisch, liest sich aber gut.

Auch wenn der Erzählstil sehr plastisch ist stolpert man doch immer wieder über Passagen, die irgendwie seltsam klingen, die ich dann mehrfach lese und oft einfach nicht verstehe. Natürlich weiß man was gemeint ist, aber einiges ist wirklich merkwürdig formuliert. Ich vermute da eine sehr unglückliche Übersetzung, der Text strotzt Passagen, die nach unbeholfenem Deutsch klingen. Hier ein paar Beispiele:

Seite 137: „Sie überdeckte Ihre Gefühligkeit mit Großspurigkeit, und nachdem sie ihre Sprache wiedergefunden hatte, fasste sie sich kurz.“

Seite 149 /150: „Sie kann hören, wie er auf etwas zusteuert. Sie findet es, schrecklich, dass seine Muster so vertraut geworden sind. Sie hasst alles an ihm, was ja naheliegt, am meisten aber verabscheut sie diese Vertrautheit.“

Seite 205: „Bis die ersten zittrigen Empfindungen wieder in ihren vernachlässigten Gliedern kribbelten, dachte sie einen langen nicht unwillkommenen Augenblick lang es sei wie tot sein.“

Dieses Buch ist ein unterhaltsamer Schmöker, den ich nicht so richtig ernst nehmen konnte. Die Geschichte ist sehr weit hergeholt und mit reichlich Dramatik gespickt, die grundsätzlich spannende Idee einer weiblichen Polarexpedition bleibt sehr im Hintergrund und ist nicht besonders glaubwürdig. Man kann es gut lesen, muss dabei aber viele Seltsamkeiten als gegeben nehmen. Das fällt mir schwer.