Rezension

Mehr als enttäuschend

Wer Furcht sät - Tony Parsons

Wer Furcht sät
von Tony Parsons

Ein perfektes Cover, wie ich finde. Es signalisiert Spannung, sowohl durch die Farbe als auch durch die Darstellung eines engen dunklen Ganges, durch den niemand ganz ohne Furcht im Dunkeln gehen möchte. Und was verbirgt sich hinter der Tür am Ende des Ganges?

Das Buch spielt in London, der Stadt der Geheimnisse, der Stadt, in deren Geschichte es so viele Grausamkeiten gab, eine Stadt mit blutiger Historie. Detective Wolfes wird konfrontiert mit einer Serie von Morden, von Lynchjustiz, von Bürgerwehr, von dem schmalen Grat zwischen Gut und Böse und der ewigen Frage, was Gerechtigkeit ist.

Da Detective Wolfe in Ich-Form erzählt, ist es relativ schwierig, sich als Leser ein Bild von ihm zu machen.  Seine Figur bleibt für mich sehr blass, wenig sympathisch und sein Handeln psychologisch mäßig bis gar nicht nachvollziehbar.

Im Vorwort an die deutschen Leser setzt der Autor die Latte sehr hoch, insbesondere da er die relative Empfindungslosigkeit in der Krimi-Welt kritisiert. Aber wo sind die Empfindungen, die wirklichen Emotionen im Buch? Ich finde Verwirrendes (z. B. die vielen Abteilungen und deren Abkürzungen), ich finde extrem Abstoßendes, Ekel Erregendes. Aber sind das Emotionen, d. h. Gefühle? Die Spannung des Anfangs verliert sich in zu vielen nachfolgenden Details.

Tut mir leid, aber Spaß bringt mir das Lesen dieses Buches nicht.  Für mich fehlt der Spannungsbogen, der Anreiz, weiter und weiter zu lesen. Dafür werde ich jetzt zum vierten Mal mit nahezu identischen Worten darüber aufgeklärt, wie es sich mit der Wirkung von Strangulation durch Erhängen verhält. Und der sich immer und immer wiederholende dreifache Espresso geht mir entsetzlich auf die Nerven. Ist doch wohl eines der wichtigsten Gesetze beim Schreiben, dass man Wiederholungen vermeiden sollte, es sei denn, sie hätten einen direkten Bezug zur Handlung. Vielleicht würde mich die gesamte Schreibe des Autors weniger ärgern, wenn er nicht so große Töne gespuckt hätte... Das Thema der Selbstjustiz wird so verhalten im Geschehen verpackt, dass es nicht wirklich zur Diskussion aufruft. Spannungsgeladene Passagen wechseln sich ab mit langweilig-unerklärlichen Erzählphasen. Zum x-ten Mal streicht sich jemand eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Und weiterhin gibt es zum x-ten Mal den dreifachen Espresso.

Bis zum Ende des Buches bleibt für mich übrig ein Gefühl der Gleichgültigkeit, gegenüber dem Buch, gegenüber dem Thema. Sehr, sehr enttäuschend!