Rezension

Menschliche Zeichen in Zeiten der Unmenschlichkeit

Ich komme nicht zurück -

Ich komme nicht zurück
von Rasha Khayat

Bewertet mit 5 Sternen

Der Roman "Ich komme nicht zurück" von Rasha Khayat ist als gebundenes Buch im DuMunt Verlag erschienen. Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut und es passt auch irgendwie sehr gut zum Buch.

Erzählt wird die Geschichte der Freundschaft von Hanna, Zeyna und Cem, die in den 80er Jahren im Ruhrgebiet aufwachsen. In ihrer Wahlfamilie bedeuten Herkunft und alle Unterschiede nichts - die drei Kinder werden unzertrennliche Freunde.

Dennoch bleibt die Welt nicht, wie sie ist - und mit dem 11. September 2001 verändert sich ihre Freundschaft, die später dann ganz zerbricht. Die Gründe hierfür werden erst spät ausgesprochen, aber die Art und Weise, wie hier erzählt wird, gefällt mir sehr.

Jahre später kehrt Hanna, die sehr einsam ist, in ihre Heimatstadt zurück. Inzwischen steht die Welt aufgrund von Corona still. Die Art, wie dies hier beschrieben wird, ist sehr poetisch und gleichzeitig sehr real dargestellt.

Ich mag den Schreibstil von Rasha Khayat wirklich sehr - sie hat eine ganz besondere Art zu erzählen. Dieser Roman gehört schon jetzt zu meinen diesjährigen Favoriten!

 

"Man neigt dazu, Menschen zu etwas zu machen, was sie nicht sind. Oder nur ein bisschen sind. Oder nur manchmal sind. Man sieht das eine und übersieht das andere. Man sieht, was man braucht, was einen verbindet. Selten das, was einen trennt. Vielleicht hat es dieses "wir", dieses "uns" für dich gar nicht gegeben. Vielleicht war ich immer eine andere für dich als du für mich. War irgendwas echt?"

 

"Ganze Bücher, ganze Bibliotheken könnte man füllen mit all den ungesagten Worten, den ungesagten Sätzen. Viel konnten wir einander nicht sagen in diesen ersten Wochen und Monaten unseres ersten gemeinsamen Sommers. Kinder waren wir, wir drei, brauchten gar nicht so viele Worte oder Sätze."

 

"Unsere Einsamkeit hallt nur in unseren Masken wider. Ich habe den ganzen Tag noch mit niemandem ein persönliches Wort gewechselt. Das maskierte Dasein auf Abstand hat uns alle schweigsamer gemacht. Manchmal kommt es mir vor, als redete ich über Tage mit niemandem, und ertappe mich dabei, wie ich dem Nachrichtensprecher im Radio antworte."