Rezension

Mit einem Mal wurde es eisig kalt ...

Grado im Sturm - Andrea Nagele

Grado im Sturm
von Andrea Nagele

Bewertet mit 5 Sternen

„Grado im Sturm“ ist der 4. Teil der Reihe um Commissaria Degrassi von Andrea Nagele. Die Vorgängerbände kenne ich (bisher) noch nicht, hatte aber ohne Kenntnis dieser keinerlei Schwierigkeiten mit dem Buch.

Emanuele ist im Supermarkt, als sturmbedingt der Strom ausfällt. Hier hört er zufälligerweise, wie im Nebengang zwei Personen über ein Mordkomplott reden. Emanuele geht zur Polizei, um das Gehörte zu melden, aber er wird als Junge aus der Wohnwagensiedlung von dem Polizisten nicht ernst genommen. Als er tags darauf unauffindbar ist, fragt man sich unweigerlich, ob die Personen aus dem Supermarkt mit seinem Verschwinden etwas zu tun haben. Commissaria Degrassi nimmt die Ermittlungen auf.

In Grado ist es in diesem August unerträglich heiß. Die Bewohner und Urlauber Grados kämpfen mit der Hitze. Die Autorin beleuchtet hier unterschiedliche Personengruppierungen: die streitende Urlauberfamilie auf dem Campingplatz, die ungleichen Freunde im Hotel, ein Geschwisterpaar, das ein Haus in Grado geerbt hat sowie Degrassis Mutter, die wieder heiraten will – ausgerechnet den Chef der Commissaria. Degrassi selbst überlegt, wie es mit ihrem Franjo weitergehen soll. Soll sie zu ihm in den Karst ziehen oder nicht? Dann gibt es noch eine Krankenschwester, die seit Jahrzehnten ein Trauma mit sich rumschleppt.

Über allem liegt die drückende Schwüle des nahenden Unwetters. Guiseppe, der Meterologe, warnt vor einem sehr heftigen Unwetter, doch seine Kollegen wiegeln das als Panikmache ab. Dann bricht das Unwetter über Grado herein, in einer unvorstellbaren Heftigkeit. Nichts ist mehr, wie es war. Es gab Tote, Verletzte und immense Schäden.

Commissaria Degrassi hat bei ihren Ermittlungen nicht nur mit dem Wetter zu kämpfen. Neben dem Vermisstenfall gibt es einen weiteren Toten, der nicht durch den Tornado ums Leben kam. Außerdem hat sie auch noch eine Anzeige auf dem Tisch, gegen eine Frau, die früher verbotenerweise Abtreibungen vorgenommen hat.

Für mich sind die Krimi-Elemente dieses Buches in den Hintergrund gerückt. Die Autorin hat sehr eindrucksvoll und bildhaft, fast zu fühlen, das hereinbrechende Unwetter beschrieben. So, wie man es nur kann, wenn man diesen Tornado selbst erlebt hat. Sie erzählt, eingebettet in die Krimi-Handlung, die Schicksale der Personen und wie der Tornado deren Leben verändert.

Das Buch bekommt von mir daher eine unbedingte Leseempfehlung. Ich werde auf alle Fälle an Commissaria Degrassi und dem Wirken der Autorin dranbleiben.