Rezension

Mitreißend aber teils sehr grausam

Die marmornen Träume -

Die marmornen Träume
von Jean-Christophe Grangé

Bewertet mit 4 Sternen

Bei einem Umfang von 700 Seiten ist klar, dass sich nicht die ganze Handlung um die Serienmorde drehen kann und auch, dass es bei den Ermittlungen mehrere Wendungen geben muss. Doch auch wenn sich für das Ermittlertrio dadurch ein paar Sackgassen ergeben, hatte ich nie das Gefühl, dass die Handlung stillsteht. 

Die Stimmung kurz vor Kriegsbeginn und die politische Lage sind sehr atmosphärisch eingefangen. Auch die „Nebenhandlungen“ waren gut gewählt, viele von ihnen bringen Einblick in die damalige Zeit, so dass natürlich auch die Gräueltaten der Nazis eine Rolle spielen. Grangé schreibt sehr bildhaft und detailliert, so dass manche Szenen nur schwer zu ertragen sind. Den historischen Kontext ergänzt Grangé gekonnt mit fiktiven Elementen. Mich erinnerte er damit ein wenig an Robert Harris, der in seinen Büchern auch oft ein historisches Bild zeichnet, wie es gewesen sein könnte.

Am gelungensten fand ich die komplex ausgearbeiteten Protagonisten. Zu Beginn sind sie noch schwer einzuschätzen und bleiben die meiste Zeit eher unsympathisch. Dennoch entwickeln sie sich stetig fort und zeigen dem Leser bald andere Seiten. Vor allem Gestapo-Offizier Beween ist, im positiven Sinne, herrlich widersprüchlich. Kaum zeigt er eine menschliche Seite, kommen kurz darauf wieder Brutalität und Verblendung zum Vorschein. Einen strahlenden Helden sucht man in dieser Geschichte vergeblich, doch das würde auch gar nicht passen.

Fazit
Ein Buch das nachhallt. Der Mordfall ist gut in die historische Kulisse eingebettet, größte Stärken sind für mich aber die atmosphärische Umgebung und die Entwicklung der Protagonisten.