Rezension

Nichts für Zartbesaitete

Die marmornen Träume -

Die marmornen Träume
von Jean-Christophe Grangé

Bewertet mit 5 Sternen

Mit diesem Buch ist dem französischen Autor Jean-Christophe Grangé ein Thriller gelungen, der drei höchst unterschiedliche Personen dazu zwingt, wider Willen miteinander zu kooperieren. Diese drei sind: der kleinwüchsige Psychoanalytiker und Traumdeuter Simon Kraus, der ehrgeizige SS-Mann Franz Beewen sowie die Psychiaterin Minna von Hassel, die gegen ihre eigenen Dämonen kämpft.

 

Der Autor entführt uns in das Berlin von 1939. Der Zweite Weltkrieg steht unmittelbar bevor. Eine junge Frau wird grausam ermordet. Die Aufklärung des Verbrechens führt Beewen zu Simon Kraus, da die Tote bei ihm in Behandlung stand. Noch bevor hier Licht ins Dunkel gebracht werden kann, gibt es einen noch eine Tote, der noch weiter folgen.

 

Die einzige Verbindung zwischen den Opfern scheint Simon Kraus zu sein, denn alle Opfer waren seine Klientinnen, in deren Träumen einen Kopf aus Marmor eine Rolle spielt. Wer oder was steckt hinter den Verbrechen? Handelt es sich um politische Morde? Können die illegal aufgenommenen Gespräche Simon entlasten?

 

Meine Meinung:

 

Wie wir es von Jean-Christophe Grangé gewöhnt sind, erzeugt er eine düstere Spannung, die die Leser kaum aus ihren Fängen lässt. Nur wenige ruhige Abschnitte lassen die Leser verschnaufen. Wer sich, wie ich, mit der Ideologie des NS-Regimes bereits auseinandergesetzt hat, ist klar im Vorteil, denn der brutale Umgang mit Menschen, die dem Weltbild des Nationalsozialismus nicht entsprechen, wird detailliert geschildert. Denn das, was die Ermittler wider Willen im Lauf der Zeit zu sehen bekommen, offenbart Abgründe der menschlichen Seele und die Verkommenheit eines völlig entmenschten Regimes.

 

„Einfach so. Spaßeshalber. Die heilige Grenze zwischen Leben und Tod ist inzwischen aufgehoben. Man kann alles ausprobieren, ohne eine Verurteilung oder eine Strafe fürchten zu müssen.“

 

 

Der Schreibstil ist wie immer düster und fesselnd. Manchmal schummeln sich moderne Ausdrücke in den Text, z.B. „Wir düsen ins Archiv“ (letzter Satz Kap. 55)

 

Fazit:

 

Diesem Thriller, der unter die Haut geht und nichts für schwache Nerven ist, gebe ich gerne 5 Sterne.