Rezension

Molly

Unschuld
von Takis Würger

Bewertet mit 4 Sternen

Molly wuchs bei ihrem Onkel auf, denn ihr Vater sitzt im Todestrakt. Er hat den Mord an dem jungen Casper gestanden, doch kurz vor seiner geplanten Hinrichtung kommen Molly Zweifel. Sie versucht undercover in der Familie des Opfers zu ermitteln, doch wird ihr Plan schnell durchschaut. Kann sie trotzdem Licht ins Dunkel bringen?

Mollys Geschichte geht einem als Leser nahe. Sie scheint aus einer verzweifelten Position heraus zu agieren, versucht das Manko ihres Stotterns zu verbergen, lebt sowieso eher unauffällig weitab ihrer Heimatstadt. Schon als Kind gehörte ihre Familie zu den Außenseitern der Gesellschaft und das scheint Molly nie ganz abgelegt zu haben. Im Gegensatz dazu die Rosendales: quasi DIE wichtigste Familie im Ort, steinreich, konservativ, traditionell. Würger arbeitet die Gegensätze schön heraus, und zeigt so die tiefe Spaltung der amerikanischen Gesellschaft. Überhaupt schneidet er viele heikle Themen an, sei es Medikamentenmissbrauch oder auch die Probleme, die sich aus quasi unkontrolliertem Waffenbesitz ergeben. Dieser sozialkritische Aspekt hat mir sehr gut gefallen. Auch den Stil mochte ich, die etwas düster-verzweifelte Grundstimmung wird gut transportiert und die Geschichte liest sich flüssig. Irgendwie hat mir aber das letztes Quentchen gefehlt, um so richtig abgeholt zu werden, manches wurde mir zu kurz abgehandelt, vielleicht lag es daran. Nichtsdestotrotz ist „Unschuld“ ein guter Roman, wenn er auch manchmal eher an der Oberfläche bleibt.