Rezension

Packender Gesellschaftsroman

Unschuld
von Takis Würger

Bewertet mit 4 Sternen

Molly Carvers Vater sitzt seit Jahren im Gefängnis, da er den Mord an dem damals sechzehnjährigen Casper Rosendale gestanden hat. Nun soll die Todesstrafe vollstreckt werden. Molly, die nie an die Schuld ihres Vaters geglaubt hat, bleiben nur noch 35 Tage um ihn zu retten. Deshalb schleust sie sich unter falschem Namen in das Haus der Rosendales ein...

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Dadurch bekommt man einen guten Überblick über die Gesamthandlung. Außerdem gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Da die entsprechenden Kapitel klar gekennzeichnet sind, fällt die Zuordnung leicht. Man erfährt nach und nach einiges über die Vergangenheit von Mollys Familie und die der Rosendales. Zwei Familien, die kaum unterschiedlicher sein könnten. 

Der Schreibstil zeichnet sich durch kurze, deutliche Sätze aus. Es gelingt Takis Würger hervorragend, eine Atmosphäre zu erzeugen, die zu Mollys Hoffnungslosigkeit passt. Sie wirkt verzweifelt und fest entschlossen, ihrem Vater Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, stößt im Haus der Rosendales allerdings auf eine Mauer des Schweigens. Im Verlauf der Ereignisse blickt man hinter die Fassaden der Charaktere und ahnt sofort, wer zu den Guten oder den Bösen gehört und wie diese Geschichte enden wird. Dennoch gerät man früh in den Sog der Ereignisse, lässt sich ganz auf die Erzählung ein und kann sich schon bald nicht mehr vom Gelesenen lösen. Denn die Hintergründe der Protagonisten, ihre Stärken und Schwächen, werden eindrucksvoll vermittelt. Dabei werden Themen, wie soziale Ungerechtigkeiten, sorgloser Medikamentenmissbrauch, die unendliche Macht der Waffenlobby und seltene Krankheiten geschickt ins Geschehen eingeflochten. 

Ein packender Gesellschaftsroman, den man bereits nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen mag.