Rezension

Mord in der Modewelt

Blutmond - Katrine Engberg

Blutmond
von Katrine Engberg

Bewertet mit 5 Sternen

Schon den ersten Fall von Jeppe Kørner und Anette Werner „Krokodilwächter“ konnte ich nicht aus der Hand legen. Der Thriller war mega spannend und interessant, so dass ich diesem zweiten Fall gegenüber hohe Erwartungen hegte.

Der Prolog lässt uns die brachialen Auswirkungen eines kurz zuvor verübten Verbrechens miterleben. Die auf wenigen Seiten beschriebene extreme Szenerie bringt mich schon etwas ins Grübeln, wie die smarte Katrine Engberg, die ich auf Messen und Lesungen sehr entspannt und zuvorkommend erlebt habe, solche krassen Gedanken bzw. Handlungsstränge entwickeln kann. Fakt ist, dass mich die Grausamkeit direkt in die Ermittlungen hineinkatapultiert hat.

Mit Jeppe und Anette machte ich mich auf die Suche nach der anfänglichen Nadel im Heuhaufen, brachte Licht ins Dunkel. Wie auch schon beim „Krokodilwächter“ hat es Katrine Engberg geschafft, mich ordentlich an der Nase herumzuführen. Im Verlauf hatte ich verschiedene Personen als Täter in Betracht gezogen, von denen allerdings keiner das Verbrechen zu verantworten hatte.

Natürlich spielen auch die Schwächen der Ermittler wieder eine wichtige Rolle. Ich mag es, wenn sie dadurch menschlicher erscheinen. Jeppe ist halt „nur ein Mann“, tollpatschig noch dazu, nach seiner gescheiterten Ehe vielleicht auch gerade etwas ungeübt oder noch nicht bereit, was den Aufbau einer neuen Beziehung angeht. Anette, von der ich im „Krokodilwächter“ noch so begeistert war, weil sie tough und zielstrebig war, immer einen Tucken schneller als Jeppe, konnte ich über weite Strecken überhaupt nicht verstehen? Ehrlich gesagt, mochte ich sie lange Zeit auch nicht besonders. Ich fragte mich die ganze Zeit: „Welchen Kummer wirst du denn nicht los, Mädchen?“ Und: „Muss man es unbedingt so übertreiben mit der Betäubung durch Essen, dass es in Richtung Gesundheitsgefährdung eskaliert?“ Glücklicherweise konnte ich mich zum Ende hin, wieder mit Anette versöhnen. Wirklich hoch erfreut war ich über die Tatsache, dass auch Esther de Laurenti und Gregers weiterhin mit von der Partie sie. Die beiden sind so liebenswürdig.

Abgesehen vom Prolog zeichnet sich dieser Thriller nicht unbedingt durch eine Anhäufung von Gewalt aus. Der Fokus liegt mehr auf den Ermittlungen und den daran Beteiligten. Die Autorin wechselt mit den Kapiteln bzw. Abschnitten zwischen ihren Charakteren hin und her, erzeugt nicht wenige Cliffhanger. So entsteht eine vielschichtige Story, die einen packt und in ihren Bann zieht. Durch das Setting der Copenhagen Fashion Week gewährt uns Katrine Engberg on top einen Einblick in die Machenschaften der Modewelt.

Leider war das Lesevergnügen viel zu schnell vorbei. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt. Es gibt nur einen minimalen Kritikpunkt, der meine Zufriedenheit mit „Blutmond“ aber nicht eintrübt. Ich fand es etwas schade, dass Delilahs Auftritt so kurz war und im Verlauf nicht wieder auftauchte. Nun bin ich gespannt auf Glasflügel, den dritten Fall der Serie.