Rezension

Mutwillige Ode an die Macht des Wortes

Die leise Last der Dinge -

Die leise Last der Dinge
von Ruth Ozeki

Bewertet mit 2 Sternen

Gut, ich kann mir schon vorstellen was viele Menschen an diesem Buch begeistert. Es ist allerliebst, herzig, nachdenklich, tiefsinnig, das alles aber auf eine eher betulich, putzige Art, die man mögen muss. Wahrscheinlich ist es schöne Lektüre für alle, die den kleinen Prinzen grandios fanden. Ich hingegen kann planvoll angelegte Botschaft nicht leiden.

Hier ist alles drin: Da ist Benny, dieser arme Junge, der seinen Vater durch einen Unfall verlor. Er ist eh schon Außenseiter, da fängt er auch noch an, Dinge sprechen zu hören. Nicht   nur das, ein Buch, (das Buch seines Lebens?) kommentiert das Geschehen zusätzlich, spricht über ihn, redet mit ihm, und zeigt uns, dass es gar nicht so verrückt ist, auf die Stimmen der Dinge zu hören. Seine durchgeknallte Messie-Mutter hat ganz eigene Sorgen, sucht nach Methoden ihr Leben aufzuräumen mit Hilfe eines anderen Buchs. „Tidy magic“, sprechender kann ein Ratgeber nicht heißen.

Dieses Buch strotzt vor sorgfältig geplantem Tiefgang und Sätzen, die  sorgsam zum Zitieren gedrechselt wurden. Es hüpft von einem Betroffenheitsthema zum anderen, lässt dabei kein Klischee aus: "Die meisten Menschen merken gar nicht, wenn ein Buch sie anspricht. Sie sind viel zu sehr mit ihren Handys beschäftigt!" – natürlich, das ist wohl so, kann man nichts gegen sagen, aber man muss es nicht erhebend finden.

Dieses Werk wurde mit dem Women’s Prize for Fiction 2022 ausgezeichnet, ein Titel, den ich zukünftig als Warnung verstehen werde. Es ist eine mutwillige Ode an die Macht des Wortes und besingt den Zauber von Büchern dem Holzhammer.
Einzig die schöne Interpretation des Hörbuchs hat verhindert, dass ich es vorzeitig abbreche. Katja Amberger und Martin Valdeig lesen ganz wundervoll 19 Stunden und 38 Minuten lang.

Kommentare

Emswashed kommentierte am 17. Dezember 2022 um 09:57

**ggg**

wandagreen kommentierte am 17. Dezember 2022 um 10:59

Women’s Prize for Fiction  hat schon sehr gute Bücher prämiert. Ich hoffe Ozeki bleibt eine Ausnahme.