Rezension

Nachkriegszeit

Die letzte Schuld -

Die letzte Schuld
von Heidi Rehn

Bewertet mit 3.5 Sternen

München 1946. Die Amerikaner haben Fragebögen verteilt in dem jeder Bürger eintragen soll, in welcher Beziehung er zum Regime stand und welche Aufgaben er in dieser Zeit erfüllt hat. Egal ob als Lehrer, Straßenbahnfahrer, Putzfrau oder Aufseher in einem Konzentrationslager. Billa eine zurückgekehrte Jüdin forscht als Reporterin nach den Reaktionen der Menschen. Emil ein angehender Kriminalbeamter soll in diesen schwierigen Zeiten Morde aufklären, die sehr oft mit der Vergangenheit zu tun haben.
Die Beschreibung der Umstände, der Gefühle und auch der Trümmerstadt München sind so gut gezeichnet das ein reales Bild in  meinem Kopf entsteht. Die Informationen sind sehr detailliert, wie gehen die Amerikaner mit Tätern und Opfern um, wer versucht sich mit sogenannten  "Persilscheinen" sich aus der Verantwortung zu stehlen. Die Figuren Emil und Billa sind sehr komplex an ihnen wird das zwiespältige  Empfinden von den so unterschiedlich Lebensentwürfen dargestellt. Emil war Wehrmachtssoldat, er hat getötet. In Kriegsgefangenschaft wird er Dolmetscher des amerikanischen Kommandanten für München. Dieser organisiert unter anderem die Polizeiarbeit in der Stadt und bildet Emil aus. Jetzt soll er Morde ahnden und vorher selber getötet. Seine Selbstreflexion und seine Schuldgefühle vermitteln einen positiven Eindruck.  Billa hat Deutschland als junges Mädchen rechtzeitig verlassen. Auch sie hat ihre Probleme, Menschen zu begegnen die sie vor Jahren beleidigt und misshandelt hatten.
Zu den beiden kommen dann noch die Opfer die nicht wissen wohin, die Schweigenden mit oder ohne schlechtes Gewissen, die Täter die kein Unrecht zu kennen scheinen. 
Nicht der Krimi steht hier im Vordergrund sondern die gesamte gesellschaftliche Situation.