Rezension

Nervenaufreibend

Das große Schweigen - Katja Montejano

Das große Schweigen
von Katja Montejano

Bewertet mit 5 Sternen

In seiner Kanzlei wird der Anwalt Ferdinand Bouillé von einer älteren, psychisch-kranken Frau schwer verletzt. Danach springt die Frau aus dem Fenster. Was brachte die Frau dazu, Ferdinand töten zu wollen? Die Täterin Ruth Arzner kennt niemand, obwohl sie behauptet hat, früher für Jacques Bouillé gearbeitet zu haben.

Während Ferdinand im Koma liegt, forscht seine Tochter Primerose, die früher bei der Polizei war, auch selbst nach. Dann wird auch sie bedroht: „Atme, solange du noch kannst!“ Polizei und Primrose sind auf der Jagd nach dem Täter, denn immer mehr Menschen im Umfeld von Primrose müssen sterben. Der Täter erfreut sich an den Qualen seiner Opfer.

Bereits der Prolog ist sehr grausam, denn ein junges Mädchen wird mit einer Spritze bewegungsunfähig gemacht, muss aber bei vollem Bewusstsein erleben, wie sie von drei Männern vergewaltigt wird. Damit sind wir auch schon mitten in einem düsteren Kapitel der Schweizer Geschichte: Die fürsorgerischen Zwangsmaßnahmen der "administrativ Versorgten" war ohne richterlichen Beschluss möglich. Jugendliche konnten ohne etwas angestellt zu haben in Heime und Gefängnisse gesperrt werden.

Der Polizist Luc und Primrose geraten bei ihren gemeinsamen Ermittlungen immer tiefer in die furchtbaren Geschehnisse der Vergangenheit. Immer neue Erkenntnisse führen auf Fährten , die häufig aber nicht für die Aufklärung von Belang sind. Glaubt man sich der Lösung nahe, wird man schnell wieder eines Besseren belehrt. So kommt man kaum zum Luftholen.

Der flüssige Schreibstil mit einem ständigen Wechsel der Handlungsorte und Perspektiven machen die Geschichte temporeich und bis zum Ende äußerst spannend. Einige Szenen sind bestialisch und blutig und daher nichts für schwache Nerven. Die Auflösung ist überraschend und nachvollziehbar.

Primrose und Luc ergänzen sich bei den Ermittlungen sehr gut. Sie sind sympathisch und ich kann mich in ihre Lage hineinversetzen. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Charaktere, die alle sehr authentisch wirken, auch wenn natürlich lange nicht alle sympathisch sind.

Ich kann diesen Thriller, wie auch schon die anderen Bücher der Autorin „Zerrspiegel“ und „Vendetta“, nur empfehlen.