Rezension

Nette Sommerlektüre mit Verbesserungspotenzial

Ein Hummer macht noch keinen Sommer - Tanja Wekwerth

Ein Hummer macht noch keinen Sommer
von Tanja Wekwerth

INHALT

Natalie Schilling hat ein Problem. Sie ist fest davon überzeugt, dass in ihrem Keller ein Gollum-Zwerg lauert und wann immer sie das Haus verlässt - sei es nur zum Müllrausbringen oder Postholen - schminkt sie sich: es könnte ja sein, dass sie stirbt und dann will sie wenigstens im Tod hübsch aussehen. 
Ihr Therapeut Theodor ist ihre letzte Chance, doch der hat ganz eigene Probleme. Sein jüngerer Freund David, mit dem er seit 25 Jahren zusammen ist, steckt in einer Schaffenskrise und vergnügt sich lieber mit seinen Aktmodellen, als bei Theodor einzuziehen. Auch seine Mutter mischt sich nur allzu gerne in Theodors Leben ein. Und zu allem Überfluss scheint er Frau Schilling die völlig falschen Signale gesendet zu haben, denn die steht plötzlich nackt in seinem Schlafzimmer...

MEINE MEINUNG

Allgemein

Ein Hummer macht noch keinen Sommer ist ein völlig überdrehter Roman über eine paranoide Frau mit Wahnvorstellungen, die ihr Glück bei einem Therapeuten sucht - nicht nur auf seiner Couch, sondern gerne auch in seinem Bett - und erkennen muss, dass Eigentherapie meist die beste Medizin ist. 

Figuren

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht verschiedener Figuren. Da ist einmal Natalie, Mitte 40, die ihr Geld mit einer Buchvorstellungsshow verdient, die sie verabscheut, weil sie kein einziges ihrer Meinung nach gutes Buch vorstellen darf. Nebenbei schreibt sie auch diverse Kollumnen, zum Beispiel über Nahrungsmittel. Sie hat ein großes Problem mit ihrer Selbstwarnehmung und führt einen scheinbar aussichtslosen Kampf gegen einen inneren Zwerg, der sie terrorisiert. 

Therapeut Theodor hat nicht weniger Probleme. Er wird bald 60, ist seit 25 Jahren mit einem 15 Jahre jüngeren Mann zusammen, der partout nicht bei ihm einziehen möchte, und hat sich nicht unter Kontrolle. Seine Patienten langweilen ihn und er kann sich kaum beherrschen, wenn sie ihn nerven. Gerne einmal wirft er ihnen gemeine Dinge an den Kopf und lacht hysterisch. 

Sein Lebenspartner David ist ein brotloser Künstler, der sich lieber mit seinen jungen Aktmodellen vergnügt anstatt ein bodenständiges Leben zu beginnen. 
Theodors Mutter Hertha ist die Stimme der Vernunft und mischt sich mit 90 Jahren noch immer in das Leben ihres längst erwachsenen Sohnes ein. Das kleine Mädchen Rosie und ihr pupsender Mops Feivel sind eine angenehme Abwechslung für sie. 
Die Figuren sind alle sehr überdreht und wirklich sympathisch war mir keine. Am ehesten noch das kleine Mädchen Rosie, obwohl sie extrem besserwisserisch und nervig ist. Was mich am meisten gestört hat, ist, wie unauthentisch sich die Figuren verhalten haben. Man hatte beim Lesen das Gefühl die Geschichte einer Horde Teenies zu verfolgen. Besonders Theodor hat sich nicht wie jemand benommen, der bald 60 wird. 

Plot

Der Plot ist ganz nett, aber durchweg vorhersehbar und bietet kaum Überraschungen. Das Ende ist erahnbar, sobald alle Figuren vorgestellt wurden, und für meinen Geschmack viel zu kitschig. Zumindest hier hätte ich mir eine Überraschung erhofft oder zumindest einen Schluss mit einem kleinen Augenzwinkern. Humorvoll zu lesen war es nicht, aber wie die Autorin netterweise in der Leserunde erklärt war, sollte der Ton auch eher ernst und melancholisch sein.
Ich fand es ziemlich überdreht und konstruiert, Fremdschäm-Momente gab es ebenfalls so einige, aber witzig fand ich es nicht - sollte es auch nicht sein, las sich aber teilweise so. Ich hätte mir ein bisschen mehr Originalität gewünscht und auch der Mops sowie die Hummer hätten wegen mir eine größere Rolle bekommen können. Zumal beide auf dem Titelbild vorkommen. 

Sprache

Die Sprache ist sehr einfach und nüchtern, teilweise etwas holprig und hölzern. Es liest sich meistens ganz gut, für meinen Geschmack fehlt dieser Art der Geschichte aber einfach der Humor oder zumindest das Augenzwinkern. 

Fazit

Eine nette Sommerlektüre mit Verbesserungsmöglichkeiten. Kann man lesen, muss man aber nicht. 

2,5 von 5 Punkten
Cover 1 Punkt, Idee 1/2 Punkt, Plot 1/2 Punkt, Figuren 0 Punkte, Sprache 1/2 Punkt
~*~ Goldmann ~*~ 278 Seiten ~*~ ISBN: 978-3-442-47812-5 ~*~ Taschenbuch ~*~ 8,99€ ~*~ 17. Juni 2013 ~*~