Rezension

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Geschmacksexplosion - Der Weg zum Genuss- und Geschmacksexperten -

Geschmacksexplosion - Der Weg zum Genuss- und Geschmacksexperten
von Dirk Schneider

Inhalt:

In „Geschmacksexplosion – Der Weg zum Genuss- und Geschmacksexperten“ greift der Autor Dirk Schneider das Thema Nahrungsaufnahme in all seinen Facetten auf. Essen muss nicht langweilig sein. Ganz im Gegenteil: Spielt man mit den verschiedenen Geschmacksrichtungen, mit Geschmacksempfindungen, Aromen und den Geschmackssinnen, erkennt man erstmals, welchen Einfluss z.B. das sensorische Gedächtnis auf den Geschmack hat. Im Ergebnis kann man den Genuss und das Geschmacksempfinden beim Essen auf eine ganz andere Ebene bringen.

Das Buch beginnt bereits mit einem catchy Vorwort. Dirk Schneider hat sein Buch dann in sieben Lebensphasen aufgeteilt. Somit ist „Geschmacksexplosion“ für Menschen unterschiedlichen Alters gemacht.

Die Kapitel über die jeweiligen Lebensphasen beginnt der Autor mit biographischen Ausführungen. Was hat ihn in der jeweiligen Phase bewegt, welchen Einfluss hatten diese Erlebnisse auf seine Nahrungsaufnahme. Dieser persönliche Rückblick wird kombiniert mit kulinarischen Tipps und Tricks für die jeweilige Lebensphase. Eine kurze Zusammenfassung in Stichworten trägt das Wichtigste noch einmal zusammen. Es folgen sieben Rezepte, die zu dem jeweiligen Altersabschnitt passen.

Zum Ende des Buches gibt es noch zwei Zusatzkapitel: Geschmackstraining für Kinder und Geruchs- und Geschmacksverlust bei Krankheiten.

 

 

Meinung:

„Geschmacksexplosion – Der Weg zum Genuss- und Geschmacksexperten“ beginnt bereits mit einem unglaublich informativen Vorwort. Die Geschmacksempfindungen bitter, süß, sauer und salzig waren mir schon zuvor bekannt. Unbekannt war mir die fünfte Geschmacksrichtung, die der Autor hier aufgreift und erläutert: Umami (ein fleischiger, würziger und herzhafter Geschmack). Auch wusste ich nicht, dass ein sechster Geschmackssinn, mit dem man Fette wahrnimmt, existiert.

Wie man Geschmack wahrnimmt, so verrät Dirk Schneider in seinem Buch, hängt jedoch noch von vielen weiteren Faktoren ab. Der Trigeminusnerv ist beispielsweise in der Lage weitere Feinheiten, wie Kühle, Taubheit, Trockenheit und die Temperatur zu unterscheiden.

Beim Essen spielen aber auch die weiteren Sinne eine große Rolle. Die Nase ist z.B. mit 80 % an unserem Geschmacksempfinden beteiligt. Auch das Geräusch beim Essen (wie z.B. das Beißen auf knackige Chips), also der Hörsinn, spielt eine wichtige Rolle, wie wir die Nahrung wahrnehmen.

Sehr interessant fand ich, dass sogar der Darm einen Einfluss auf unseren Geschmack nimmt. Ebenso wie der Verzehr von Süßem, Kaffee und das Rauchen.

Dirk Schneider verrät, wie man seinen Geschmackssinn vor einem guten Essen auf „neutral“ justieren kann.

Habt ihr vor, während oder nach dem Essen mal über das sensorische Gedächtnis nachgedacht? Ich muss zugeben, dass ich das noch nie getan habe. So spielt z.B. auch die Farbe eines Essens eine wichtige Rolle. Sieht man z.B. eine Zitrone, dann weiß das Gehirn sofort: Jetzt wird es sauer. Wurde man in der Kindheit von den Eltern mit Aussagen konditioniert wie: „Ih, das ist aber ekelig“, so wird das Einfluss auf das eigene Geschmacksempfinden haben.

Detailliert geht der Autor auf das Thema Wein ein. Wie kann man selbst eine Weinprobe vornehmen? Welche Geschmacksvielfalt kann man beim Weintrinken wahrnehmen? Ein Aromarad verdeutlicht, wie vielfältig die geschmacklichen Nuancen hier ausfallen können.

Die Sinne schärfen gelingt mit speziellem Riechtraining. Hierauf geht der Autor im Vorwort ausführlich ein. Auch bewusste Ernährung und Achtsamkeitstraining sind Wege für mehr Genuss.

Gesteigert wird der Mehrwert des Buches durch umfangreiche biografische Angaben.

Besonders zugesagt hat mir der Altersabschnitt „Alter 49 – 56“, in dem Dirk Schneider noch einmal auf die Geschmäcker von Gewürzen eingeht. Er verrät, wie man eigene Gewürzmischungen herstellen kann. Ein Aroma-Gewürz-Rad hilft bei der Veranschaulichung und lädt zum Experimentieren ein.

Hier erfährt man auch, wie man Fleisch, Fisch und Gemüse durch bestimmte Zubereitungsarten und mit kleinen feinen Tricks unterschiedliche interessante Geschmäcker entlocken kann. Das Thema Suppen und Salate wird hier ebenso aufgegriffen wie die vegane und auswärtige Küche. Kleine unscheinbare Tipps beim Dessert können für völlig neue Sinneseindrücke beim Verzehr sorgen. Was ist Foodpairing? Welche Getränkewahl ist die Richtige für ein gutes Essen? Dies und vieles mehr greift der Autor ebenfalls in seinem Buch auf.

Das Extrakapitel „Geschmackstraining für Kinder“ enthält 33 Tipps, wie man “die Kleinen“ spielerisch an gesundes Essen heranführen kann und gemeinsam Spaß beim Kochen und Genießen entwickelt. Die Tipps sind jedoch nicht nur für Kinder etwas. Auch als Erwachsener kann man sich einiges davon abschauen.

 

Zu den Rezepten:

Die Rezepte sind leicht nachzumachen, kommen größtenteils mit einer übersichtlichen Zutatenauswahl und einer leichten und kurzgefassten Anleitung daher. Alle Gerichte haben mich angesprochen und laden zum Nachmachen ein.

Viele Rezepte sind Klassiker und erinnern an “Omas gute Küche“. Beispielsweise Rouladen, Gulasch, Chili con Carne, Grünkohl-Eintopf, Vanillekipferl und Hühnerfrikassee. Kleine Tipps, wie man die Sinne zusätzlich sensibilisieren kann, beispielsweise ein Klecks Créme Fraiche auf der grünen Suppe (Geschmacksempfinden kalt/warm), eine Prise Pfeffer an die Erdbeeren beim Erdbeer-Donut (Widersprüche schaffen) oder Nüsse als Topping beim Chilenischen Koriander-Tomaten-Salat (für den Extracrunch), finden sich als Bonus bei den meisten Gerichten.

Zu kritisieren wäre hier vielleicht, dass einige Gerichte mit Gewürzmischungen gewürzt werden, wie Gemüse-Allrounder, Erdbeerpulver, Bolognesegewürz oder Brathähnchengewürz. Die man vermutlich nicht unbedingt in jedem Laden erhält.

 

Fazit:

Dirk Schneiders Buch ist ein Plädoyer für achtsames Essen und das bewusste Schmecken. Das Werk ist reich an Vorbildern und Beispielen, erschöpft sich aber nicht in ihnen, sondern animiert dazu, neugierig zu bleiben, neues auszuprobieren, sensibel zu bleiben oder zu werden.

Es präsentiert Rezepte, beschreibt Typen von Speisen und vermittelt Eßkultur, die über einen biographieorientierten Zugang vermittelt wird.

„Geschmacksexplosion – Der Weg zum Genuss und Geschmacksexperten“ ist ein Buch, dass durch seine Weisheit und seinen Mehrwert sowohl als Bett- als auch als Küchenlektüre sehr zu empfehlen ist.