Rezension

Nicht zu Ende gedacht

Himmel oder Hölle? -

Himmel oder Hölle?
von Mel Wallis De Vries

Bewertet mit 2 Sternen

Viele interessante Ansätze, leider nicht weitergeführt.

Wir lesen die Geschichte der 17-jährigen Danielle aus Amsterdam, die mit ihren Freundinnen ein paar Tage zum Schilaufen nach Gerlos fährt. Dort lernt sie Dante kennen, ebenfalls aus Amsterdam, und verliebt sich in ihn. Sie ist völlig aus dem Häuschen, als sie ihn in Amsterdam wieder trifft. Sie kommen sich näher, doch Dante hat ein düsteres Geheimnis. Danielle verstrickt sich immer mehr in diese Liebesgeschichte und  würde das Geheimnis gerne lüften, um ihrer Liebe eine Chance zu geben. Dabei setzt sie ihre Freundschaften aufs Spiel und bringt sich selbst in Lebensgefahr. 
Der einfache, flüssige Schreibstil ist gut und schnell zu lesen. Die Autorin beschreibt ihre Protagonisten sehr einfühlsam und scheint nahe an der Jugend dran zu sein. Stellenweise erschienen mir die Reaktionen der Handelnden etwas albern, aber das mag daran liegen, dass ich um einige Jahre älter bin als die eigentliche Zielgruppe der Autorin. Besonders gut hat mir gefallen, wie genau besonders Danielle und ihre drei Freundinnen charakterisiert wurden. Die charakterlichen Gegensätze kamen sehr deutlich zur Geltung. Der Spannungsbogen steigt nur sehr langsam an, in der ersten Hälfte des Buches passiert nicht viel. Einige wenige eingestreute kurze Kapitel schildern aus Tätersicht, wie eine junge Frau gefoltert wird. 
Hieraus ergibt sich dann die Spannung in der zweiten Hälfte und die sehr überraschende Auflösung am Ende. Das ist sehr geschickt gemacht. 
Danielle als Hauptperson ist mir nicht sehr sympathisch. Eigentlich müsste man Mitleid mit ihr haben, sie hat so gar kein Selbstwertgefühl, lässt sich von ihren „Freundinnen“ herumschubsen und herabsetzen. Ihr Ex-Freund stellt ihr weiter nach, kontrolliert sie und bombardiert sie mit Nachrichten. Dagegen wehrt sie sich ebenso wenig wie gegen Dantes herablassenden Umgang und seine ständigen Launen. 
Was ich am meisten an der Geschichte vermisse, ist eine Weiterentwicklung Danielles, denn ein Jugendroman sollte doch einen Lerneffekt vermitteln. Das ist hier leider nicht der Fall. Stattdessen wird hier vermittelt, dass es in Ordnung ist, an ungesunden Beziehungen fest zu halten und sich selbst wegen Äußerlichkeiten herunterzumachen.

Mein Fazit: Leider kann ich hier keine Leseempfehlung aussprechen, denn der fehlende Lerneffekt ist meiner Meinung nach für einen Jugendroman ein sehr entscheidendes Kriterium.